Und ewig grüßt der Grizzly

von Redaktion

München und sein Dauergegner – meist siegte der EHC

München – Ben Smith, einer der routinierten Spieler beim EHC Red Bull München, blies neulich, als Wolfsburg als Playoff-Viertelfinal-Kontrahent feststand, die Backen auf. Der Wunschgegner? Klares Nein. „Das ist mein viertes Mal in Folge.“ 2021 traf er noch in Mannheimer Diensten auf die Grizzlys (und scheiterte im Halbfinale), 2022 und 23 hieß es unter den besten Vier in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) jeweils München – Wolfsburg (Endstände: 3:0, als Best of Five gespielt wurde, voriges Jahr dann 4:3). „Und es gibt eine Historie, bevor ich gekommen bin“, sagt Patrick Hager, seit sieben Jahren beim EHC. Der errang seine ersten beiden Titel 2016 und 17 durch gewonnene Finalserien (4:0 und 4:1) gegen eben Wolfsburg. Nur einmal hatten die Münchner das Nachsehen: Die Viertelfinalserie 2015 ging 0:4 verloren.

„Die Mannschaften kennen sich, du analysierst immer das Gleiche“, erklärt Patrick Hager und erwartet: „In den Grundstrukturen des Spiels wird es keine Überraschung geben.“ Man kennt den Aufbau der Grizzlys, ihr Über- und Unterzahlspiel, die Bewegungsabläufe der einzelnen Spieler. Geändert hat sich dennoch etwas: Erstmals gehen die Grizzlys aus der Position des in der Hauptrunde besseren Teams in eine Playoff-Serie mit München, sie beginnen daher mit einem Heimspiel (am Samstag um 19.30 Uhr) – und vor allem: Sie sind frisch. In der Vergangenheit war das nicht der Fall. Verletzungen schlugen Schneisen in den Kader, die Grizzlys kamen quasi auf dem Zahnfleisch daher, vor einem Jahr musste der damalige Top-Verteidiger Jordan Murray pro Partie bis zu 35 Minuten spielen – fast das Doppelte der Spitzen-Eiszeiten auf Münchner Seite.

Wolfsburg hat in seiner Personalplanung darauf reagiert und seinen Kader breiter aufgestellt. Und Trainer Mike Stewart ging ins Risiko. „Die 52 Spiele der Hauptrunde sind dazu da, fit zu werden für die Playoffs“, sagte er. Dabei sollte niemand die Qualifikation für die Crunchtime des Jahres für eine sichere Nummer halten. Vorige Saison verpassten die Eisbären Berlin als Meister die Playoffs, heuer verschlug es die Adler Mannheim als erklärten Titelfavoriten und etatstärkstes Team ins Feld der Clubs, die in die Pre-Playoffs mussten. Wolfsburg indes kam stabil durch die Hauptrunde und wurde Vierter. Vor dem EHC München. Patrick Hager glaubt, „dass der Respekt vor uns geringer sein wird und die Wolfsburger um so mehr sagen, dass jetzt ihr Jahr ist“. Gleichwohl: „Bei uns in der Kabine freuen sich alle.“

Und schon im Viertelfinale kommt es zum großen Torhüterduell: Mathias Niederberger (31) auf Münchner Seite, Dustin Strahlmeier, sechs Monate älter, bei den Wolfsburgern. „Wir kennen uns, seit ich elf bin“, erzählt Niederberger, der in Düsseldorf geboren wurde und dort aufwuchs. „Dustin ist ein Kind des Ruhrgebiets.“ Gebürtiger Gelsenkirchener. Gemeinsam bestritten sie Lehrgänge in Düsseldorf, „aber er ist dann nach Ostdeutschland und über die 2. Liga und Oberliga gegangen“, beleuchtet Niederberger die unterschiedlichen Wege.

Er selbst galt immer als das technisch herausragende Talent, spielte in den U-Nationalmannschaften. Strahlmeier genoss erst als Mittzwanziger in Schwenningen sein erstes spezielles Torwarttraining, er ist ein großer Kerl (1,93 m – 13 Zentimeter mehr als Niederberger), bei dem es Reflexe und großes Paradenspektakel gibt. „Strahli“ zündete spät, holte aber auf. Bei den Weltmeisterschaften 2022 und 2023 war er die Nummer zwei – hinter Niederberger. Der Münchner sagt: „Wir empfinden große Wertschätzung füreinander.“

„Für Freunde des Torwart-spiels wird es eine Superserie“, prognostiziert Stürmer Hager. Eine Ansage muss kurz vor den Playoffs aber schon sein: „Wir sind froh, dass Mathias bei uns im Tor steht und nicht bei den anderen.“ GÜNTER KLEIN

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