Hannover – Alfred Gislason pustete ganz tief durch, dann nahmen Johannes Golla und Co. strahlend ihr überdimensioniertes „Ticket to Paris“ entgegen: Deutschlands Handballer fahren zu den Olympischen Spielen. Die nervenstarke Mannschaft von Bundestrainer Gislason besiegte Österreich im „Endspiel“ von Hannover mit 34:31 (18:15) und sicherte sich nach 2016 und 2021 die dritte Olympia-Teilnahme hintereinander. „Von Anfang an war Feuer in der Mannschaft. Ich freue mich sehr, dieses Team weiter betreuen zu dürfen. Diese Mannschaft wird von Jahr zu Jahr stärker werden“, sagte Gislason in der ARD.
Durch den Erfolg am Sonntag dürften auch die Diskussionen um die Zukunft von Gislason, dessen Vertrag sich nun automatisch bis nach der Heim-WM 2027 verlängert, verstummen. Der neue Kontrakt des Isländers war an eine erfolgreiche Olympia-Qualifikation geknüpft. Eine Tatsache, die ihn zuerst zweifeln ließ. „Meine erste Reaktion war, na ja, ob ich das dann mache?“, gestand Gislason. „Aber nach einem Tag überlegen, habe ich mich zur Mannschaft bekannt. Ich hatte aber nicht erwartet, dass es ein oder zwei Tage später in der Presse steht, weil wir keine Unruhe haben wollten.“
Die Anspannung löste sich nach dem Abpfiff in pure Freude. „Ich bin sehr erleichtert, es war das erwartet schwere Spiel. Wir haben schon vor dem Spiel gesagt, dass Alfred der richtige Trainer ist. Und es ist schön, dass wir das im Spiel gezeigt haben“, sagte Torwart Andreas Wolff. Und der einmal mehr überragende Renars Uscins meinte: „Ich bin unglaublich stolz auf die Mannschaft.“
Beste deutsche Werfer vor 10 099 Zuschauern waren Rückraumspieler Julian Köster (7 Tore), Linkshänder Uscins (7) und Rechtsaußen Lukas Zerbe (6). Zudem hatten die beiden Torhüter Wolff und David Späth mit wichtigen Paraden großen Anteil daran, dass der Olympia-Traum für die unerfahrene deutsche Mannschaft Realität wird. In Paris greifen Kapitän Golla und Co. im Sommer nach der ersten deutschen Handball-Medaille seit Bronze 2016 in Rio.
„Wir wussten, dass ziemlich viel von diesem Spiel abhängt“, sagte Spielmacher Juri Knorr: „Zum Glück haben wir Ruhe bewahrt.“ Die Vorfreude auf Olympia sei nun „riesengroß, wir haben den Job erledigt“. Für Zerbe geht „ein Kindheitstraum in Erfüllung“.
Die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB), aus der zwölf Spieler noch nie bei Olympia dabei waren, schloss das Qualifikationsturnier damit auf dem zweiten Platz hinter Kroatien ab. Dem Erfolg gegen Österreich waren ein Sieg gegen Algerien (41:29) und eine Niederlage gegen die ebenfalls für Olympia qualifizierten Kroaten (30:33) vorausgegangen.
Mit einer stabilen Deckung, variablem Angriffsspiel und ganz viel Leidenschaft diktierte das deutsche Team ganz anders als tags zuvor gegen die Kroaten von Beginn an Tempo und Rhythmus des Spiels. Der enorme Druck, der auf der jungen DHB-Auswahl lastete, machte sich kaum bemerkbar.
Doch Österreich machte es bis zum Schluss spannend, ehe eine große Olympia-Party startete.