Kovac-Aus in Wolfsburg

Die nächste Parallele zu Tuchel

von Redaktion

HANNA RAIF

Gerade drei Wochen ist es her, da hat sich Niko Kovac zum Thema Trainerentlassung geäußert. Als das Aus von Thomas Tuchel beim FC Bayern zum Saisonende publik wurde, musste sich der damalige – und seit diesem Wochenende nicht mehr amtierende – Coach des VfL Wolfsburg regelrecht auf die Zunge beißen. Über sein Aus beim Rekordmeister sagte der 52-Jährige lieber nichts, aber er ließ doch durchblicken, was er über vorschnelle Personalwechsel auf dem verantwortlichen Stuhl denkt. Kernsätze: „Ein Trainer ist nur so stark, wie er von oben gemacht wird“ und „in Wolfsburg lässt man sich nicht von außen leiten“. Schon heute dürfte er anders denken.

Eine Überraschung war es nach den Geschehnissen der vergangenen Tage auch für ihn selbst nicht mehr, was am Sonntagmorgen – keine 18 Stunden nach dem 1:3 des VfL gegen den FC Augsburg – publik wurde. Kovac, mit Wolfsburg 2024 noch sieglos, muss nach nicht einmal zwei Jahren an der Seitenlinie gehen. Und weil es für den ehemaligen Bayern-Coach die dritte Entlassung binnen fünf Jahren ist, drängt sich die Frage nach dem „Warum“ doch auf. Ist es Zufall oder hat es doch System, dass der Mann, den Eintracht Frankfurt vor sechs Jahren nur ungern hat ziehen lassen, weder in München noch in Monaco und nun eben Wolfsburg die Erwartungen, die an ihn gestellt wurden, erfüllen konnte?

Es mangelte nicht immer an Erfolgen – in München holte er das Double, mit Monaco schaffte er die Qualifikation für die Champions League –, aber es mangelte überall an spielerischen Ideen und einer sichtbaren Weiterentwicklung. Ist man dann auch noch fordernd und direkt, kippt das Momentum halt im entscheidenden Moment gerne in die falsche Richtung. Es mag vollkommen übertrieben und unangebracht sein, was Max Kruse dieser Tage über seinen Ex-Trainer sagte („charakterlich absolute Katastrophe“). Schon als Nachfolger von Jupp Heynckes in München führte seine Art aber zu diversen Konflikten (Stichwort: „Notnagel“ Thomas Müller).

Kovac ist mindestens streitbar. Man muss ihm nicht vorwerfen, sein Ding durchzuziehen – aber er muss damit leben, dass nicht viele Verantwortliche für ihn durchs Feuer gehen. Das ist durchaus eine Parallele zu Tuchel.

Hanna.Raif@ovb.net

Artikel 1 von 11