Erneut ausgerutscht: Frustserie läuft

von Redaktion

Auch der dritte Vergleich mit einem Spitzenteam endet für 1860 ohne Punkte

VON ULI KELLNER

München – Es gibt Phasen im Leben, da stellt sogar die auf dem Boden liegende Bananenschale eine ernste Gefahr da. Die Löwen haben gerade so eine Phase – am Samstag machten sie das Niederlagen-Triple perfekt: Nach dem 0:1 gegen Ulm und dem 1:2 in Dresden hieß es im dritten Vergleich mit einem Topteam 1:2 gegen Münster. Joel Zwarts, Torschütze zum 1:1, wurde danach zum Interview abkommandiert. Zuvor hatte es stark geregnet, der Boden war seifig, speziell diese gelbe Stelle vor der Mixed-Zone . . . Nein, keine Bananenschale, nur feucht gewordener Lack. Zwarts jedenfalls rutschte aus, fing sich mühsam, dass man Sorge um sein frisch genesenes Schambein haben musste. „Mein Herz!“, rief er vor Schreck – und lächelte dann gequält in Richtung der Reporterrunde.

Was ist los mit diesen Löwen, die eben noch eine ganz andere Serie hingelegt hatten? Sieg, dreimal Remis, gefolgt von vier weiteren Siegen. Hat die Mannschaft von Argirios Giannikis beim 18-Punkte-Lauf zu Beginn des Jahres über ihre Verhältnisse gespielt? Reicht es einfach nicht gegen Teams, die besser verteidigen (Ulm), bessere Individualisten haben (Dresden) oder mit einer Mischung aus beidem von Sieg zu Sieg eilen (Münster)? Gegen den Superaufsteiger aus dem Westen waren die Löwen mit Vierfach-Handicap angetreten: Verlaat, Reinthaler, Starke und Frey fielen aus. Man merkte der Giannikis-Elf die Zwangsumbauten an, Steinhart etwa spielte auf der ungewohnten zweiten Sechserposition. Trotzdem war es wieder so ein Spiel, bei dem sich die Fans hinterher uneinig waren, wie man es bewerten soll. Verdient war die Niederlage, wenn man die schwache erste Halbzeit sieht – unglücklich, wenn man die nicht gegebene Rote Karte für Münster (brutales Bazzoli-Foul an Lakenmacher, 22.) und das Aufbäumen nach der Pause stärker bewertet. Zwarts, der sich zumindest auf dem Platz immer besser bewegt, sagte: „Persönlich ist es schön, ein Tor zu machen, aber du willst lieber das Spiel gewinnen, und das haben wir heute leider verpasst.“

Auch Giannikis wirkte ein wenig ernüchtert, als er zum dritten Mal in Folge eine Niederlage zu kommentieren hatte. „Wir wollten mutig agieren, das war in der ersten Halbzeit nicht zu sehen”, sagte er. Das 0:1 durch Münsters Toptorjäger Grodowski sei „zu einem ganz ungünstigen Zeitpunkt“ gefallen – Sekunden vor dem Pausenpfiff. Umso erfreulicher die Reaktion des Teams, als durch die Hereinnahme von Zwarts zwischenzeitlich zwei 1,90-m-Brecher für Unruhe sorgten. Das 1:1, eingeleitet durch den agilen Kilian Ludewig (56.), hätte die Wende zum Guten sein können. Fynn Lakenmacher hatte kurz darauf das 2:1 auf dem Fuß. Stattfdessen fiel das Tor auf der anderen Seite. „Wir kriegen dann wieder ein ärgerliches Gegentor“, haderte der Coach. Bei Bouchamas Abstauber zum 1:2 (69.) zeigte sich besonders schmerzlich das Fehlen von Verlaat & Co.. „In Summe“, resümierte der Coach, „müssen wir uns aber vorwerfen lassen, dass wir die erste Halbzeit verschlafen haben.“

Konsens bei allen befragten Löwen war, dass es besser wäre, jetzt ohne Länderspielpause weiterzumachen. „Das ist sicher nicht glücklich“, sagte Giannikis, der das Erreichen der 40-Punkte-Marke um Minimum zwei Wochen vertagen muss: „Aber wir haben von Anfang an gesagt, dass der Klassenerhalt kein Sprint, sondern ein Marathon wird.“ Mit einem Testspiel beim Linzer ASK wird sein Team am Samstag versuchen, zumindest im Wettkampfmodus zu bleiben (15 Uhr).

In der Liga geht’s dann an Karsamstag bei Freiburg II weiter (16.30 Uhr). Das nächste Spiel, das es in sich hat. Der Tabellenletzte ist nicht mehr der „Hin-und-mit“-Club der Hinrunde, hat 2024 mit dem Leihlöwen Niki Lang fleißig Siege gesammelt. Schon jetzt klar: Giannikis wird im Breisgau auf Michi Glück verzichten müssen, der seine fünfte Gelbe Karte sah. „Diese Liga ist schwierig“, sagte Zwarts allgemein: „Ich denke, dass wir pro Spiel gucken müssen. Und dann schauen wir eines Tages, wo wir stehen.“

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