Münchner Machtdemonstration

von Redaktion

EISHOCKEY Der EHC startet mit einem überzeugenden 6:3 in Wolfsburg ins DEL-Viertelfinale

VON PATRICK REICHELT

Wolfsburg – In der Schlussminute war es an Konrad Abeltshauser die letzten kleinen Zweifel beiseite zu wischen. Der Verteidiger-Riese des EHC Red Bull München nahm kurz Maß, dann schubste er die Scheibe über das gesamte Spielfeld ins verwaiste Netz. Und er setzte damit den Deckel auf eine Partie, die so ganz anders war als erwartet. 6:3 (2:0, 3:2, 1:1) setzten sich die Münchner im ersten DEL-Viertelfinale bei den Grizzlys Wolfsburg durch. Er lebt also, der Traum vom „fight for five“, dem Kampf um Titel Nummer fünf für den EHC.

Klar, der Weg ist noch weit, es war nur einer von vier nötigen Siegen in der Serie nach dem Modus „best of seven“, aber er wurde zu einer Machtdemonstration. Der auch Wolfsburgs Trainer Mike Stewart wenig hinzuzufügen hatte: „Wir müssen schnell lernen und es in München besser machen.“

Wenn es in der Wolfsburger Eisarena überhaupt Momente des Zweifels gab, dann war das am ehesten zu Beginn des zweiten Drittels. Als sich die Gastgeber mit Intensität gegen das abgeklärte Münchner Spiel versuchten und prompt den 0:2-Rückstand aus dem ersten Durchgang egalisierten. Augenblicke wie dieser können verhängnisvoll sein. Oder wie es EHC-Coach Toni Söderholm sagte: „Wenn du das Momentum verlierst, dann weißt du nicht, ob du es noch einmal zurückbekommst.“

Doch seine Profis reagierten so eiskalt wie an den besten Tagen der Meistersaison. Wolfsburgs 2:2 wurde vom Hallensprecher noch angesagt, da umkurvte Yasin Ehliz das Grizzly-Tor, legte den Puck auf den Schläger des lauernden Chris DeSousa – 3:2. Nur 39 Sekunden später packte Nico Krämmer den vierten Treffer drauf. Es war die Minute, in der sich der EHC den in der Hauptrunde mühsam verlorenen Heimvorteil zurückholte.

Und was Söderholm dabei besonders positiv stimmen dürfte: Einige seiner Führungsspieler machten bereits in diesem ersten Playoff-Auftritt 2024 einen großen Schritt nach vorne. Der allgegenwärtige Kapitän Patrick Hager etwa. Über dessen „Wir-wollen-es-mehr“-Auftritt sagte die Szene in Minute acht schon alles. Auf dem Boden liegend schaltete er am schnellsten und schubste den freien Puck im Billard-Stil zum zwischenzeitlichen 1:0 über die Linie. Oder natürlich Konrad Abeltshauser, der merklich Spaß am Playoff-Eishockey hatte. Und dabei seltene Offensiv-Qualitäten entwickelte. Er bereitete Chris DeSousas 2:0 (12.) und Krämmers 4:2 vor und krönte seinen bärenstarken Auftritt mit dem Empty-Net-Treffer zum 6:3 – Wolfsburg hatte bereits drei Minuten vor dem Ende den glücklosen Dustin Strahlmeier vom Eis genommen.

Und am Ende richtete auch Hager einen verwunderten Blick auf die Anzeigetafel. Auf sechs Treffer hatte er es mit seinen Münchnern in den vorangegangenen vier Saisonduellen mit Dauergegner Wolfsburg (insgesamt 5 Tore) nicht gebracht. Doch der Kapitän ahnte auch schon, dass Vergleichbares in den nächsten Tagen dieser Serie wohl nicht noch einmal passieren wird. „Es war ein super Start“, sagte er, „aber so viele Tore wie heute werden wir in den nächsten Spielen wahrscheinlich nicht mehr sehen, denn je länger eine Serie geht, desto enger werden die Spiele.“

Nun allerdings zieht die Serie erst einmal nach München um. Am Dienstag (19.30 Uhr) treffen sich die Dauerrivalen am Oberwiesenfeld.

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