Darmstadt – Der Gang sah unrund aus, das konnte in den Katakomben des Darmstädter Stadions jeder sehen. Und daher brauchte es von Harry Kane auf dem Weg zum Mannschaftsbus auch gar nicht viele Worte, um seinen Zustand zu beschreiben. „Es ist ein wenig schmerzhaft“, ließ der 30-Jährige nach dem 5:2 des FC Bayern am Samstag verlauten, ehe er das dicke Kühlpaket wieder auf seinem linken Knöchel platzierte – und hoffte, dass alles nicht so schlimm ist, wie es im ersten Moment aussah.
Die Szene, die sich beim Stand von 4:1 in der 80. Minute ereignet hatte, hatte durchaus kuriosen Charakter gehabt. Denn Kane war beim Versuch eines Treffers mit gestrecktem Knie ins Tor geflogen – und hatte dabei seinen Knöchel sowie das Netz in Mitleidenschaft gezogen. Während sich Serge Gnabry und Schiedsrichter Tobias Reichel mit Tape aus dem Medizinkoffer um die Reparatur des Materials bemühten, mussten sich die Ärzte um Kanes Fuß kümmern und dem Arbeitstag des Stürmers ein Ende bereiten. Begleitet von bangen Blicken des Bayern-Trosses ging Kane vom Feld – und ließ dabei auch in Reihen des englischen Verbandes die Alarmglocken angehen. Bei den Tests gegen Brasilien und Belgien im Londoner Wembley-Stadion hätte man den Kapitän doch gerne dabei. Ob der Fuß es zulässt, wird sich zeigen.
Kane ist Reise angetreten. Allerdings gab Christoph Freund dem Torjäger, der seit Samstag bei 31 Bundesliga-Toren steht, einen freundlichen Gruß mit auf den Weg. Er lautete: „Kein Risiko eingehen“ – daher befindet sich der FC Bayern auch in „enger Abstimmung“ mit den englischen Medizinern, die Freund als Kanes „Vertrauens-Ärzte“ bezeichnet. Über Einsätze in den beiden Freundschaftsspielen soll gemeinsam entschieden werden. Der Wunsch aus München: Lieber eine Vorsichtsmaßnahme mehr als eine zu wenig.
Warum, ist nur logisch. Zwar dürfte Kanes unglaubliche Quote – schon jetzt hat er mehr Treffer erzielt als je in einer Premier-League-Saison – im Kampf um die Meisterschaft nicht mehr helfen, aber er hat trotzdem große Ziele. Die 41-Tore-Marke von Robert Lewandowski wackelt gewaltig – und Wembley ist ja auch so ein Stichwort. hlr