Die Heimat der Präsidenten

von Redaktion

München – Das Kartenblatt liegt auf dem Tisch, als wäre es gerade erst gespielt worden, auch die alte Kladde ist noch offen. Und auch wenn all das, was die Besucher des FC Bayern Museums da durch den Glaskasten erspähen können, nicht mehr täglich in Gebrauch ist, umgibt diesen Raum noch immer das Flair, das große Entscheidungen beim FC Bayern früher gebraucht haben.

Das im Original wieder aufgebaute Präsidiumszimmer, von 1971 bis 2002 im ersten Stock der Geschäftsstelle an der Säbener Straße, erzählt einen großen Teil der Chef-Geschichte dieses Clubs. Es war die Heimat der Präsidenten Wilhelm Neudecker, Willi O. Hoffmann, Dr. Fritz Scherer und Franz Beckenbauer – und es war so viel mehr als ein Arbeitszimmer. Während der Blick stets auf den Trainingsplatz gerichtet werden konnte, wurden Sitzungen abgehalten, große Transfers in die Wege geleitet, Trainer entlassen und Gehaltsgespräche geführt. Am ovalen Tisch trafen sich die Entscheidungsträger aber auch gerne in lockerer Atmosphäre. Schafkopf, Weißbier – es ging meist länger, wenn alle beinander waren.

Markus Hörwick erinnert sich noch gut an diese Zeiten – und er erinnert sich auch noch gut daran, dass er gerne nach getaner Arbeit um kurz vor Mitternacht an diesem Raum vorbeigegangen ist. Das Büro des langjährigen Pressechefs war nicht allzu weit entfernt, „und ich dachte, die Chefs sehen dann schon, wie lange ich wieder am Schreibtisch saß“, erzählt er heute lachend. Aber die Herren waren meist in ihrer eigenen Welt.

Das Kartenspielen war die große Leidenschaft diverser Bayern-Bosse, bisweilen wurde im Präsidiumszimmer aber auch Brotzeit gereicht, Lederhosen anprobiert und Pressekonferenzen abgehalten. Auch wenn die Stühle inzwischen ein wenig quietschen, sind die Erinnerungen nicht verblasst. Nahezu jeder Protagonist hat eine Anekdote aus diesem Raum, Rummenigge erzählte einst von den Transfers von Oliver Kahn, Lothar Matthäus und Mehmet Scholl. Es gab noch hunderte weitere.

Wenn man in der Dauerausstellung in der Allianz Arena auf das Ambiente blickt, versteht man, was das „Familiäre“ ist, das viele der hohen Herren in der Entwicklung zum Weltclub vorgelebt haben. Herbert Hainer ist der 31. Präsident, auch er ist in dieser Hinsicht ein echtes Vorbild. Nur die Besprechungsräume sehen heute halt etwas anders aus…  hlr

Mit Blick auf den Trainingsplatz

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