„Du musst mental scharf bleiben“

von Redaktion

MMA erlebt in Deutschland einen Aufschwung – der Münchner Poppeck kämpft sich nach oben

Die Kampfsportart MMA (Mixed Martial Arts) wird in Deutschland immer populärer. Im November letzten Jahres sorgten über 19 000 Fans in Köln für einen neuen Zuschauerrekord. Am Samstag gastiert „Oktagon MMA“, der größte MMA-Veranstalter Europas, in Stuttgart. Bis zu 13 000 Zuschauer werden erwartet. Der Münchner Alexander Poppeck (16 Siege, fünf Niederlagen) kämpft gegen den Amerikaner Jeremy Kimball (19 Siege, zehn Niederlagen). Im Interview mit unserer Zeitung spricht der 31-jährige Poppeck über die Anfänge seiner Karriere, Automatismen vor dem Kampf und seinen berühmten Doppelgänger.

Alexander Poppeck, was passiert in den Tagen vor einem Kampf?

Der intensive Teil wird so zehn Tage vor dem Kampf abgeschlossen, bis dahin geht man immer ans Limit und auch darüber hinaus. Dann heißt es regenerieren, mental scharf bleiben, das Gewicht auf die Waage bringen.

Wie intensiv bereit man sich auf den Kampfstil des Gegners vor?

Es ist eine Mischung. Man schaut sich Videos des Gegners an, analysiert ihn und passt das Training dementsprechend an. Aber die eigene Entwicklung darf dabei nie vernachlässigt werden. Der Fokus sollte auch immer auf den eigenen Stärken liegen – und den Schwächen, um immer besser zu werden.

Wie sind Sie zum Kampfsport gekommen?

In meiner Jugend waren wir öfters mit der Familie in Thailand im Urlaub. Da bin ich auf den Sport aufmerksam geworden. Wenn du mit dem Roller unterwegs bist, siehst du überall Freiluft-Gyms, du kommst an dem Sport gar nicht vorbei. In Dachau habe ich dann mit Thaiboxen angefangen und später MMA gelernt.

In Amerika ist MMA durch die Organisation UFC riesig geworden, auch in Deutschland kommen immer mehr Zuschauer zu den Events.

Als ich angefangen habe, war der Sport, vor allem auch in München, noch sehr klein, in den Kinderschuhen. Speziell jemand wie Conor McGregor hat dazu beigetragen, dass der Sport weltweit an Popularität gewinnt. Die UFC habe ich immer schon verfolgt, das ist einfach die Königsklasse. Oktagon MMA hat den Sport in Deutschland auf ein neues Level gebracht, was Medienaufmerksamkeit und auch Zuschaueraufkommen angeht. Es wird auch hier immer größer.

Ändert sich für Sie etwas, je nachdem wie viele Fans da sind oder wie groß die Arena ist?

Ob 500 oder 10 000, das macht für mich keinen großen Unterschied. Ein Kampf ist ein Kampf, darauf musst du dich immer konzentrieren. Natürlich freut es einen, wenn viele Leute aus der Heimat mitkommen, einen unterstützen. Das kann noch mal einen extra Schub Energie geben. Für den Kampf an sich spielt es keine große Rolle, wie viele Leute da sind. Aber es ist schön für den Sport, das zeigt, wo sich das alles hin entwickelt.

Der Kampf steht kurz bevor, Sie sind auf dem Weg zum Ring. Was geht Ihnen da durch den Kopf?

Da geht einem gar nichts mehr durch den Kopf. Da ist nur noch Autopilot und Fokus. Das ist ein Automatismus. Der Körper, der Kopf stellt sich auf Kampf ein. Du bist voller Adrenalin, das macht einen bereit für den Kampf. Du nimmst deine Trainer wahr, du hörst auch, ob es laut ist auf den Rängen, aber alles andere blendest du aus.

Letztes Jahr hätten Sie in Oberhausen als erster Deutscher den Titel bei Oktagon MMA gewinnen können. Der Kampf ging jedoch verloren. Wie sind Sie damit umgegangen?

Eine Zeit lang hat mich das beschäftigt. Der Kampf war sehr umstritten. Ich habe meine Lehren daraus gezogen. Ich habe ein neues Trainerteam, ein neues Management (RAW Sports & Entertainment) und habe mir mit Munich Top Team (@munichtopteam) ein neues, eigenes Gym aufgebaut. Es ist immens wichtig, dass du ein Umfeld hast, auf das du dich verlassen kannst. Dass du Spezialisten für jede Disziplin in der Ecke hast. Die Trainer müssen einen auch mental kennen. Nur die Taktik reicht nicht, im Kampf musst du auch oft über Emotionen gehen.

Stellt man sich nach dem Kampf, wenn das Adrenalin schwindet und die Blessuren bleiben, nicht mal die Frage: Warum tu ich mir das an?

Auf jeden Fall. Im Nachhinein stellt man sich schon mal die Frage: Warum mache ich das hier überhaupt alles? So viel Geld bekommt man ja nicht (lacht). Die Gagen werden besser. Aber man müsste schon einige Kämpfe im Jahr machen, um davon gut leben zu können. Verletzungen, Prellungen, Brüche gehören irgendwie zu dem Sport dazu. Ein Sieg macht das Ganze erträglich. Nach einer Niederlage hast du schon oft Zweifel. Aber mit der Zeit kommt die Liebe zum Sport immer wieder zurück.

Ihren Spitznamen „IRONSIDE“ (in der deutschen Fassung heißt der Charakter Björn Eisenseite) haben Sie aufgrund der Ähnlichkeit zu Schauspieler Alexander Ludwig aus der Serie „Vikings“. Wurden Sie schon oft mit ihm verwechselt?

Das ist mir weltweit schon passiert. Ob auf Kampfsportevents oder auch im Urlaub. Selbst in Griechenland auf einem Schiff kamen Leute zu mir und dachten, ich wäre der Schauspieler. Ich werde oft darauf angesprochen.

Interview: Nico-Marius Schmitz

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