Auf Kristina Isaev liegen die Hoffnungen bei der Eiskunstlauf WM (20. bis 24.3.): Die 23-Jährige ist die einzige Deutsche, die bei den Frauen in Montreal dabei ist. Mit unserer Zeitung spricht die gebürtige Westfälin, die in Oberstdorf trainiert, über ihre Ziele in Kanada und die Chance, als erste Deutsche einen Dreifach-Axel zu meistern. Außerdem teilt die Sportsoldatin ihre Gedanken zum Ausschluss des russischen Athleten – einen Teil ihrer Kindheit hat sie im russischen Chelyabinsk verbracht.
Frau Isaev, vor einem Jahr sind Sie mit Nicole Schott zu Ihrer ersten WM gefahren. Doch die ist jetzt im Eislauf-Ruhestand, Sie müssen alleine eine gute Platzierung erreichen. Wie fühlt sich das an?
Ja, die Verantwortung steigt! Aber das Training lief gut. Ich bin seit Monaten täglich zwei bis drei Stunden auf dem Eis. Zudem wusste ich jetzt zum Saison-Ende genau, woran ich arbeiten muss. Ich bin bei der WM in Montreal am richtigen Platz.
Das Kurzprogramm war zuletzt bei den Bavarian Open durchwachsen. Der Lutz hat nicht funktioniert, die Toeloop-Toeloop-Kombi ist dem Schock zum Opfer gefallen.
Richtig, das Kurzprogramm muss klappen. Deshalb habe ich sehr viel daran gefeilt. Der Dreifach-Lutz bleibt, und die Toeloop-Kombi soll sogar dreifach-dreifach werden, nicht nur dreifach-doppelt wie bei den Bavarian Open. Ehrlich gesagt war ich bei diesem Lauf nicht besonders in Wettkampfstimmung – er hat ja genau auf der Bahn in Oberstdorf stattgefunden, auf der ich täglich trainiere. Und besonders voll war es auch nicht. Ich war nicht nervös, eher im Trainingsmodus. Ganz anders als bei den Europameisterschaften, wo alles aufregend war und auch besser lief. Mein Trainer Michael Huth und ich haben besprochen, wie man auch in einer nicht so brodelnden Halle in Stimmung kommt.
Visieren Sie bei der WM eine bestimmte Platzierung an?
Nein, ich möchte mich einfach für die Kür, also fürs Finale qualifizieren. Ich freue mich sehr auf das Publikum in Montreal und darauf, alle Emotionen zu zeigen!
Haben Sie einen Lieblingssprung, der immer läuft wie geschmiert?
Ich will natürlich alle Sprünge sicher stehen. Aber der Dreifach-Toeloop fällt mir sehr leicht.
Arbeiten Sie auch an Vierfach-Sprüngen oder am Dreifach-Axel?
Ja, der Dreifach-Axel ist in Arbeit. Ich habe ihn diese Saison schon mehrmals rumgebracht und zugemacht, bin ihn nur noch nicht sicher gelandet. Aber er schaut gar nicht schlecht aus. Nächste Saison will ich ihn mehr versuchen. Ich hoffe, ich kann ihn bald im Wettkampf zeigen.
Sie wären die erste deutsche Läuferin mit Dreifach-Axel.
Ja, das ist durchaus eine Motivation, womöglich die Erste zu sein!
Sie sind mit 1,70 Meter ziemlich groß für eine Eiskunstläuferin. Ist das eigentlich ein Vorteil oder ein Nachteil?
Manche sagen so, die anderen so. Ich fühle mich super, also mache ich einen Vorteil daraus. Man sieht mich, ich falle auf, das ist doch gut. Ich kann mir auch gar nicht vorstellen, wie ich mit 1,50 springen sollte (lacht).
Wie bereiten Sie sich mental vor? Die meisten Fehler passieren ja nicht aus technischen Gründen…
Ich habe fleißig trainiert, also kann ich ganz ruhig sein. Gute Vorbereitung ist das beste Mental-Training. Und: Man läuft nicht jeden Tag so einen großen Wettkampf. Also sollte man ihn genießen und sein Bestes geben.
Wünschen Sie sich die russischen Eiskunstläufer ins Wettkampfgeschehen zurück?
Ich weiß es nicht – ich bin noch nie in einem Turnier gestartet, in dem Russinnen mitgemacht haben. Grundsätzlich finde ich, man sollte Politik und Sport nicht vermischen. Jeder Leistungssportler sollte das Recht haben, bei internationalen Wettkämpfen zu starten.
Ist es ohne die russischen Konkurrentinnen, die ja oft vierfach springen, für die anderen nicht einfacher?
Nein, denn jetzt laufen eben mehr Japaner und Amerikaner. Das ist eine genauso harte Konkurrenz.
Wer begleitet Sie zur WM, kommt die Familie mit?
Meine Trainer Michael Huth und Robert Dierking kommen mit. Meine Mama und meine Schwester unterstützen mich von zu Hause aus. Ich bin gut betreut. Das wird super!
Interview: Isabell Wínklbauer