München – Als Favorit ist der EHC München diesmal nicht ins Playoff-Viertelfinale der Deutschen Eishockey Liga gegangen – doch es verläuft für ihn gut, bislang sogar ideal: Nach zwei Partien der Best-of-Seven-Serie gegen die in der Hauptrunde einen Platz besser positionierten Grizzlys Wolfsburg führt der Titelverteidiger mit 2:0. Dem 6:3 vom Sonntag in der VW-Stadt folgte im ersten Heimspiel vor 5542 Zuschauern (nicht ausverkauft) ein 7:3 (1:0, 3:3, 3:0).
Das Eishockey hat sich zwar grundsätzlich zu einem technischen und schnellen Sport entwickelt – doch in den Playoffs kann es schon passieren, dass es von seinen Klischees eingefangen wird. Und die sind: Die Handschuhe sitzen etwas lockerer, die Faust ist schnell entblößt und landet umstandslos am Kopf des Gegenspielers. Und als würden alle auf den initialen Funken warten, verknäueln sich die Spieler der beiden Teams, und das Publikum gibt zu erkennen, dass es der archaischen Auseinandersetzung immer noch etwas abgewinnen kann.
Nun denn: Zum Ende des ersten Drittels saßen je drei Münchner und Wolfsburger auf den Strafbänken, sie waren aneinandergeraten, nachdem Grizzly John Ramage (Routinier) den quasi unter Welpenschutz stehenden 20-jährigen Nikolaus Heigl, als dieser auf dem Eis lag, bearbeitet hatte. Im weiteren Verlauf der Partie fanden sich weitere Paare: Trevor Parkes mochte Björn Krupp nicht leiden, Emil Johansson fand, man müsse Spencer Machacek in die Schranken weisen. „Die Serie zwischen beiden Mannschaften hat eben ihre Geschichte“, lächelte der Wolfsburger Verteidiger Nolan Zajac zahnlückig erklärend beim Drittelpauseninterview in die Kamera von MagentaSport.
Wolfsburg stieg in das Spiel mit sichtbarem Bemühen ein, der Chef im Ring zu sein, wurde aber alsbald zurückgedrängt. Am Ende des ersten Abschnitts aber sprachen alle Statistiken für den EHC München: 16:5 Torschüsse, 7:47:3:22 Minuten Puckkontrolle, 35:23 Eindringen in die Angriffszone. Nach Toren 1:0, nachdem Patrick Hager Grizzly-Goalie Dustin Strahlmeier umkurvt hatte.
Das zweite Drittel wurde wild. Es sah zunächst die Wolfsburger nach zwei eiskalten Powerplay-Abschlüssen (O’Connor, 21., White, 24,) vorne, Gerrit Fauser erzielte für die Grizzlys ein weiteres Tor (29.), das war die 3:2-Führung. Der EHC hatte damit zu kämpfen, dass die Schiedsrichter Andre Schrader, der derzeit beste Referee in der DEL, und Marian Rohatsch auch die kleinen Fouls identifizierten. „Dass wir ein drei gegen fünf gekillt haben, hat uns allerdings das Momentum zurückgebracht“, meinte Maxi Kastner. Nico Krämmer hatte zum 2:2 ausgeglichen (25.), Trevor Parkes und Kastner gestalteten binnen 48 Sekunden den 2:3-Rückstand in eine 4:3-Führung um.
Wolfsburgs Problem war, dass es nicht lange hielt, wenn man mal vorne lag – und dass die Konsequenz in der Abwehrarbeit fehlte. Gelegentlicher Sekundenschlaf der Grizzlys – dem München einen hellwachen Auftritt entgegensetzte. Die Tore von Chris DeSousa und Trevor Parkes zum 5:3 und 6:3 lagen lediglich 26 Sekunden auseinander (48.). Dass Wolfsburg früh den Torwart vom Eis nahm, mündete ins Empy-net-Gegentor zum 3:7 (Krämmer, 55.). Es war erledigt.