Toni gibt wieder den Ton an

von Redaktion

DFB-Rückkehr Kroos mit „Selbstverständnis, Erfolg zu haben“ – Hoeneß freut’s

VON MANUEL BONKE, PHILIPP KESSLER UND HANNA RAIF

München – Nur mit den Straf-Liegestützen – sechs statt zehn wurden beobachtet – nahm es Toni Kroos nicht so genau, ansonsten war der DFB-Rückkehrer beim ersten Training mit der Nationalmannschaft gleich wieder omnipräsent. Bei so gut wie jeder Übung war zu sehen, was der zentrale Mittelfeldspieler dem deutschen Team geben soll: präzise Pässe, Spielkontrolle und Stabilität. Dass Kroos bei der Europameisterschaft im eigenen Land der verlängerte Arm von Bundestrainers Julian Nagelsmann wird, liegt auf der Hand. Jetzt gibt Toni wieder den Ton an.

„Es ist aufgrund von meiner Position und Spielweise klar, dass ich Verantwortung übernehme. Das ist ganz normal, wenn man versucht, so präsent wie möglich im Spiel zu sein, gewisse Sachen mit anzuschieben und für Kontrolle zu sorgen“, erklärte der 34-Jährige am Dienstag auf seiner Comeback-Pressekonferenz am DFB-Campus und erinnerte daran: „Das kauft man mit mir ein: das Selbstverständnis, Erfolg zu haben.“ Heißt im Klartext: Kroos hat keine Scheu, das Kommando zu übernehmen und damit vielleicht auch bei dem einen oder anderen DFB-Führungsspieler anzuecken: „Ich habe mit den meisten viele Jahre hier zusammengespielt und kann sie menschlich gut einschätzen – auch wie sie so etwas sehen.“

Der Titelsammler von Real Madrid versicherte, dass er bei seinen Comeback-Plänen sämtliche Konstellationen und Reaktionen von möglichen Mitspielern durchdacht habe: „Wahrscheinlich Konstellationen, die habt ihr nicht mal im Kopf. Am Ende habe ich entschieden, dass das Positive überwiegt.“ Selbst Uli Hoeneß, in den vergangenen Jahren so etwas wie der persönliche Chefkritiker von Kroos, freut sich über das Comeback: „Im Moment begrüße ich das schon, dass Toni Kroos zurückkommt, weil wir von den Persönlichkeiten im Moment nicht so eine große Auswahl habe. Da ist die Rückkehr eines sehr erfahrenen, sehr erfolgreichen Spielers vielleicht eine gute Entscheidung gewesen.“ Damit konfrontiert, dass Hoeneß eine Kroos-Rückkehr kürzlich als Titanic-Signal bezeichnet hatte, erklärte der Ehrenpräsident des FC Bayern: „Das war auch eine andere Situation. Da hatten wir ja ein relativ stabiles Mittelfeld mit Leon Goretzka, Joshua Kimmich – mit wem auch immer. Aber jetzt ist es ja ein neu zusammengestelltes Mittelfeld. Und da kann die deutsche Nationalmannschaft von der Erfahrung von Toni profitieren.“

Nicht ganz so positiv äußerte sich Karl-Heinz Rummenigge. „In dieser Fußballwelt überrascht doch nichts mehr, oder?“, fragte der ehemalige Bayern-Boss. Er akzeptiere die Entscheidung von Julian Nagelsmann und hofft, „dass es funktioniert. Denn wir hoffen doch alle in Deutschland, endlich wieder ein erfolgreiches Turnier zu spielen.“

Routinier Kroos will dabei helfen, in tragender Rolle. Ob er das auch über die EM hinaus versucht, ließ er an seinem ersten offiziellen Arbeitstag lieber noch offen: „Ich habe mir darüber gar nicht groß Gedanken gemacht, die Entscheidung ging ja Richtung Turnier.“ Gleichzeitig wies Kroos darauf hin, dass er bei Real Madrid nicht mal einen Vertrag für die nächste Saison besitze: „Das sollte ich erst mal klären. Aus dem kompletten Ruhestand wird man mich sicherlich nicht mehr rausholen.“

Aktuell muss er sich laut eigener Aussage trotz künftiger Doppelbelastung die Kräfte nicht speziell einteilen. Er ist fit – und so klappt es vielleicht auch bald mit den zehn Liegestützen.

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