Eine Begegnung mit der Vergangenheit

von Redaktion

Pernille Harder trifft im Meisterschaftsrennen mit Bayern auf ihre alte Liebe Wolfsburg

München – Die Zahlen sind beeindruckend. Zwischen 2017 und 2020 erzielte Pernille Harder in 114 Pflichtspielen 105 Tore für den VfL Wolfsburg, die Kapitänin der dänischen Nationalmannschaft hatte großen Anteil daran, dass die Wölfinnen in dieser Zeit viermal in Folge das Double aus Meisterschaft und DFB-Pokal gewannen und zweimal im Finale der Champions League standen. Die 31-Jährige reifte beim VfL zu einer Weltklassespielerin, die Ablösesumme von rund 350 000 Euro, die Chelsea im Sommer 2020 nach Wolfsburg überwies, machten die Stürmerin damals zur teuersten Spielerin der Welt. Seit diesem Sommer steht Harder nun beim FC Bayern unter Vertrag, mit ihrer neuen Mannschaft kann sie am Samstag im Spitzenspiel in Wolfsburg (17.45 Uhr) den vorentscheidenden Schritt zur Meisterschaft machen.

„Natürlich wird es besonders. Ich habe viele schöne Erinnerungen und großen Respekt für den VfL Wolfsburg“, sagte Harder, die zweimal als Europas Fußballerin des Jahres ausgezeichnet wurde: „Aber es sind vier Jahre vergangen, seit ich weggegangen bin. Jetzt spiele ich für den FC Bayern – und ich werde natürlich alles tun, damit wir gewinnen.“ Das Spiel wird für die Angreiferin, meistens als hängende Spitze hinter Mittelstürmerin Lea Schüller eingesetzt, zu einer Begegnung mit der Vergangenheit. Zwar traf Harder bereits im Frühjahr 2021 in der Champions League mit Chelsea auf Wolfsburg, den 2:1-Sieg der Bayern-Frauen im Hinspiel in der Bundesliga verpasste sie aber verletzungsbedingt. Anfang Oktober prallte Harder mit Essens Torhüterin Sophia Winkler zusammen, mit einer Innenbandverletzung musste sie drei Monate zuschauen.

Nach ihrem Comeback brauchte die Dänin einige Zeit, um wieder in Topform zu kommen, weshalb sie den Spielen noch nicht so ihren Stempel aufdrücken konnte, wie man es aus Wolfsburger Zeiten gewohnt war. „Wenn man verletzt ist, kann man laufen gehen und das Fitness-Level hochhalten. Aber ein Spiel zu spielen, ist etwas anderes. Jetzt fühle ich mich mit jedem Spiel besser“, erklärte sie.

Auf dem Platz war zuletzt deutlich zu sehen, dass Harder bei den Bayern angekommen ist und sich in das auf Ballbesitz und Spielkontrolle angelegte System von Trainer Alexander Straus eingefunden hat. Beim wichtigen Sieg in Frankfurt bereitete sie das erste Tor stark vor und spielte später den vorletzten Pass zum Siegtreffer. Im Heimspiel gegen Leipzig trug Harder zuletzt zwei Treffer zum 5:0-Erfolg bei. Da Wolfsburg zuvor in Hoffenheim verlor, wuchs der Vorsprung der Bayern-Frauen vor dem Spitzenspiel auf vier Punkte an. „Das ist natürlich schön. Je mehr Punkte Vorsprung wir haben, umso besser“, sagte Harder und schob eine Warnung hinterher: „Aber das bedeutet nicht, dass wir irgendetwas anders machen dürfen. Wir müssen fokussiert sein und alles dafür tun, die nächsten drei Punkte in Wolfsburg zu holen.“

Sollte dies den Bayern-Frauen tatsächlich gelingen, wäre ihnen die Meisterschaft fünf Spieltage vor Schluss wohl kaum noch zu nehmen. Nach vier Meisterschaften mit Wolfsburg und drei mit Chelsea wäre es der nächste Eintrag im beeindruckenden Lebenslauf von Pernille Harder. CHRISTIAN STÜWE

Artikel 8 von 11