Auch Hannibal kann den EHC nicht aufhalten

von Redaktion

Nach 4:3 in Wolfsburg fehlt den Münchnern nur noch ein Sieg zum Halbfinal-Einzug

VON GÜNTER KLEIN

Wolfsburg/München – Zu den Weisheiten des Eishockeys zählt der Spruch, dass der letzte Sieg, den man braucht, um eine Playoff-Serie erfolgreich abzuschließen, der schwerste ist. Aber: Es ist nicht mehr als eine Phrase. Noch nie in der deutschen Historie von Best-of-Seven-Playoffs hat sich eine Serie noch gedreht, wenn es mal 3:0 stand. So wie seit Freitagabend im Aufeinandertreffen zwischen EHC Red Bull München und den Grizzlys Wolfsburg. Mit 4:3 (0:1, 3:0, 1:2) gewann Meister München in der VW-Stadt und kann mit besten Aussichten in die vierte Viertelfinal-Begegnung am Sonntag (16.30 Uhr) zuhause gehen. Es sieht so aus, als habe sich das in der DEL-Hauptrunde instabile Team von Trainer Toni Söderholm gefunden. Nun ist sogar ein „sweep“ ins Halbfinale möglich. Denn auch der Mann mit dem Feldherren-Namen Hannibal konnte die Münchner nicht stoppen.

Hannibal Weitzmann stand im Zentrum der Veränderungen, die Gegner Wolfsburg nach zwei ernüchternden Niederlagen (3:6, 3:7) vorgenommen hatte. Der 28-Jährige, der im Nachwuchs für den SB Rosenheim gespielt hatte, übernahm von Nationaltorhüter Dustin Strahlmeier, dem Star der Mannschaft, den Platz zwischen den Pfosten. Zwar hatte Weitzmann an 52 DEL-Spieltagen dieser Saison lediglich elf Einsätze bekommen, aber zehn Spiele gewonnen. Seine Fangquote von 93,8 Prozent war herausragend. „Wir wollen frischen Wind in die Segel bringen“, erklärte Grizzly-Coach Mike Stewart, warum er auch seine Angriffsreihen umbaute.

Wolfsburg erwischte den perfekten Start, Matt White überwand in der 3. Minute den Münchner Keeper Mathias Niederberger, erstmals gingen in dieser Serie also die Niedersachsen mit 1:0 in Führung. Weitzmann zeigte prompt einige gute Paraden, der EHC wirkte schwergängiger als im ersten und zweiten Spiel. Stürmer Veit Oswald übte in der ersten Drittelpause am Mikrofon von MagentaSport Selbstkritik: „Unsere Einstellung passt nicht so.“

Dem EHC gelang aber die Mental-Korrektur. Mit dem Ausgleichstreffer von Adam Almquist – der schwedische Verteidiger war nach wochenlanger Verletzungspause zurück, ersetzte Ryan McKiernan – sickerte ins Wolfsburger Spiel wieder die Verunsicherung ein (23.). Und mit dem 1:2 durch Patrick Hager (28.) war man wieder beim üblichen Rückstand. Der Münchner Kapitän ließ in der 38. Minute einen Powerplay-Treffer zum 1:3 aus Sicht des Gastgebers folgen. Die wenigen Wolfsburger Angriffe endeten mit ungenauen letzten Pässen oder wurden von den EHC-Verteidigern gekillt. War’s das?

Justin Feser weckte mit dem 2:3 (46.) die Hoffnung der Wolfsburger – doch nur kurz. Dass den Grizzlys das „Scheibenglück“ (Trainer Stewart) fehlt in dieser Serie, zeigte sich beim vierten Münchner Treffer: Ben Street stand hinterm Tor, als er den Puck spielte – von Wolfsburgs Verteidiger Ramage sprang sie dann an Hannibal Weitzmann vorbei in den Kasten. Die Grizzlys erkämpften sich noch das 3:4 – 17 Sekunden vor Schluss und zu spät, um noch ausgleichen zu können. Weitzmann meinte: „Ein Tor zu viel kassiert oder eines zu wenig geschossen.“

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