DFB: Nike statt Adidas

Mit Erfolg wäre das nie passiert

von Redaktion

MANUEL BONKE

Geld oder Liebe? Moneten oder Mythos? Kohle oder Kulturgut? Der Deutsche Fußball-Bund hat diese Frage mit dem Ausrüster-Wechsel von Adidas zu Nike klar beantwortet: Ab 2027 wird der US-Gigant der neue Premium-Partner des DFB und pumpt ordentlich Kohle in den klammen Verband – angeblich 100 Millionen Euro pro Jahr.

In Herzogenaurach soll man hingegen nicht bereit gewesen sein, die bisherige Summe von 50 Millionen Euro pro Jahr weiter zu zahlen – sondern deutlich weniger. Eine nachvollziehbare Position des Unternehmens mit den drei Streifen. Immerhin befindet sich die A-Nationalmannschaft seit Jahren sportlich im freien Fall: Bei den vergangenen zwei Weltmeisterschaften war nach der Vorrunde Schluss, bei der paneuropäischen Europameisterschaft vor drei Jahren reichte es nur für das Achtelfinale. Darüber hinaus stehen Razzien in der Frankfurter Konzernzentrale nach Jahrzehnten der Misswirtschaft an der Tagesordnung, ebenso wie Machtkämpfe im Präsidium. Von Jahr zu Jahr gerät der sportliche Aspekt in den Hintergrund, stattdessen schwingt sich der DFB zum gesellschaftspolitischen Sprachrohr auf – mit wenig Erfolg, wie beispielsweise die Debatte um die One-Love-Binde bei der WM in Katar schonungslos offenbarte. Das gefiel nicht jedem. Und das kann ein deutsches Unternehmen nicht ignorieren und zieht entsprechende Konsequenzen daraus. Das hat Adidas getan und das wird auch der zweite Premiumpartner Volkswagen tun.

Die unbequeme Wahrheit: Wäre die A-Nationalmannschaft sportlich wenigstens einigermaßen erfolgreich gewesen, wären viele Partner bereit, tiefer in die Tasche zu greifen. Nicht umsonst sagt DFB-Schatzmeister Stephan Grunwald: „Finanziell trägt sich der DFB insbesondere durch die Männer-Nationalmannschaft. Ist sie sportlich erfolgreich, dann geht es auch dem DFB gut.“ In die schwierige finanzielle Situation hat sich der Verband selbst manövriert – und nun scheint der Deal mit Nike der rettende Strohhalm, mit dem sich Präsident Bernd Neuendorf profilieren möchte. Dass die Art und Weise der Kommunikation maximal unglücklich war, steht dabei außer Frage. Immerhin war es Adidas, das mit seiner frechen Trikot-Kampagne erstmalig so etwas wie EM-Euphorie auslöste – und die durch den Nike-Hammer einen herben Dämpfer erhalten könnte.

manuel.bonke@ovb.net

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