Konstanze Klosterhalfen hat sich mit dem Sieg beim 10-Kilometer-Rennen im spanischen Laredo zurückgemeldet. Letztes Jahr musste die 27-Jährige aufgrund einer Stressreaktion im Fuß lange pausieren. Mit unserer Zeitung spricht Klosterhalfen (EM-Gold in München 2022, WM-Bronze in Doha 2019) über Entspannung auf Bali, den erneuten Trainerwechsel und Weltrekorde.
Frau Klosterhalfen, den 10-Kilometer-Straßenlauf im spanischen Laredo vor knapp mehr als einer Woche haben Sie souverän gewonnen – auch, wenn Sie am Ende kämpfen mussten. Wie zufrieden sind Sie mit dem Rennen und welche Schlüsse ziehen Sie daraus?
Ein Sieg gibt einem immer ein gutes Gefühl und ist zunächst auch das Ziel an der Startlinie. Wettkämpfe sind noch mal etwas anderes als Training. Da habe ich schon auch gemerkt, dass mir fast ein Jahr Rennpraxis fehlt. Jedes Rennen und jeder Wettkampf gibt uns Informationen für den nächsten Trainingsblock. Generell bin ich daher mit dem Start in das Jahr zufrieden.
Sie haben im Januar und Februar in Äthiopien trainiert. Hat sich das harte Training dort in den Rennen schon ausgezahlt?
Genau – wir waren fast zwei Monate auf 2700 m Höhe und haben sehr gut trainiert. Die Ausdauerwerte stimmen so weit, jetzt geht es darum, das Training in den Rennen umzusetzen.
Letztes Jahr hat Sie eine Fußverletzung außer Gefecht gesetzt, Sie haben die Zeit u. a. für einen Urlaub auf Bali genutzt. Haben Sie es genossen, unter Wasser beim Tauchen mal nicht an das Laufen zu denken?
Es war schade, den Sommer nur zugucken zu können. Als ich kurz vor dem Höhepunkt, der WM, den Schlussstrich ziehen musste, war ich mental und körperlich erschöpft. Wir hatten lange und intensiv trainiert, die Wettkämpfe haben sich aber nicht gut angefühlt. Da kam mir der Bali-Gedanke sehr gelegen, pausieren musste ich sowieso. Ich liebe es, die Welt zu entdecken. Während des strukturierten Trainingsalltags ist das oft nicht so möglich. Wasser, Sand und Palmen haben der Regeneration sicher geholfen!
Ist die Fußverletzung vollständig auskuriert? Können Sie also wieder zu 100 Prozent belasten?
Ja, glücklicherweise. Nach Bali habe ich noch ein paar Wochen in Österreich am Athlete Performance Center von Red Bull verbracht. Dort habe ich die finalen Schritte zur vollständigen Genesung der Verletzung gemacht. Mit gezieltem Krafttraining und viel Pflege konnte ich dann bald wieder ins Lauftraining einsteigen.
Mittlerweile werden Sie vom Nordiren Gary Lough betreut, dem Ehemann der einstigen Marathon-Weltrekordlerin Paula Radcliffe. Warum der plötzliche Trainerwechsel? Vor nicht mal einem Jahr hatte Alistair Cragg als Ihr Coach übernommen.
Die Gruppe in North Carolina um Alistair war toll und ich bin nach wie vor noch in Kontakt mit ihm sowie den anderen Athleten dort. Nach dem Jahr 2023 haben wir aber entschieden, noch mal einen neuen Reiz zu suchen und etwas umzustellen.
Welche Verbesserungen erhoffen Sie sich durch Lough, worauf legen Sie beide nun besonders wert?
Ich schätze seine Erfahrung sehr. Er ist seit vielen Jahren dabei und hat bislang sehr erfolgreich mit Athleten zusammengearbeitet. Beim ersten Kontakt hat es sich irgendwie gut angefühlt. Ich bin gespannt, wie es klappen wird.
Weltrekorde über die 1500 Meter und 5000 Meter werden regelmäßig pulverisiert. Wird einem bei der Konkurrenz manchmal schwindelig, oder sind das Zeiten, in die Sie auch vorstoßen können?
Wenn man kurz nicht hingeguckt hat, kann einem schon mal schwindelig werden. Dennoch ist es mein festes Ziel, in diese Bereiche vorzudringen. Gerade neue Technologien, wie bei den Schuhen oder Entwicklungen in der Ernährung, machen solche Zeiten möglich und erreichbar.
Die Olympischen Spiele sind 2024 das große Highlight. Geht man ein Olympia-Jahr noch mal mit mehr Motivation an?
Irgendwie merkt man schon gegen Ende des vorolympischen Jahres, dass nächstes Jahr etwas Besonderes ansteht. Natürlich wird schon viel gepusht Richtung Paris und auch als Athlet zusammen mit dem ganzen Team drumherum möchte man besonders dieses Jahr alles noch mal optimieren und besser machen. Dennoch versuche ich, das alles ein bisschen auszublenden. Ich weiß, dass Beständigkeit und Nachhaltigkeit das Wichtigste ist. Wenn ich das „normale“ Training die nächsten Monate so hinbekomme, denke ich, kann ich mich auf den Sommer freuen.
Interview: P. Kessler, N. Schmitz