„Kein Gegner wird es mit uns leicht haben“

von Redaktion

EHC München resümiert gewonnenes Viertelfinale – Drei freie Tage gegen die Müdigkeit

VON GÜNTER KLEIN

München – Wenn eine Playoff-Serie entschieden ist, stecken alle Beteiligten das Messer, das sie zwischen den Zähnen getragen hatten, weg und sind lieb zueinander. Das Schlussbild zwischen Münchnern und Wolfsburgern am Sonntagabend: Die unterlegenen Gäste gratulierten, die Sieger bedankten sich, es kam zu Umarmungen, nicht nur zwischen den Spielern, sondern auch bei Trainern und Funktionären. Die versöhnliche Szenerie war erwartbar gewesen – nur halt nicht so früh. Von einer schnellen Serie und einem 4:0-Sweep war in den Prognosen nicht ausgegangen worden. In der Hauptrunde waren beide Teams als Vierter (Wolfsburg) und Fünfter (München) nur einen Punkt auseinander gelegen.

Zurück blieb nach vier Münchner Siegen von 6:3, 7:3, 4:3 und 2:1 die Frage: Lag der klare Ausgang an einem unvermittelten Schwächeln der Grizzlys – oder an wiederentdeckter Stärke des EHC Red Bull München, der vor einem Jahr Meister geworden war und den Kader nicht fundamental verändert hatte?

Für Wolfsburgs Trainer Mike Stewart war das Viertelfinale davon geprägt, dass sein Team, wenn es mal eine Führung hatte, diese „aus der Hand gab – oft schon im nächsten Wechsel. Das war das Manko der ganzen Serie“. Und: „Ich will München nichts wegnehmen, das ist eine Top-Mannschaft – aber wir hatten einfach kein Scheibenglück.“ Die Statistik unterstreicht, dass die Grizzlys nicht herauskamen aus der Rolle desjenigen, der hinterherlaufen musste: In den 240 Minuten Spielzeit lag München 130:30 Minuten vorne, unentschieden stand es 76:30 Minuten, während sich die Wolfsburger Führungen auf lediglich 33 Minuten summierten – 13,8 Prozent.

Wolfsburgs Einbruch dürfte jedoch auch daran gelegen haben, dass der EHC ganz anders auftrat als während der für seine Verhältnisse durchwachsenen Hauptrunde. „Wir hatten viele Meetings, haben in der Gruppe geredet, dass wir genug Klasse im Team haben und jeder sein Ego zurückstellen und alles geben muss“, gewährt Filip Varejcka Einblicke in die Vorbereitung auf die Viertelfinalserie. Der 23-Jährige entschied mit seinem Tor zum 2:1 das von Mike Stewart „enge Kiste“ genannte vierte Match. Varejckas Rückblick: „Das erste Spiel von uns war unglaublich, das zweite auch, wir hatten dann Confidence, und es lief einfach alles.“ Er räumte ein, dass es einen energetischen Abfall gab nach der zweiten Partie „und im dritten und vierten Spiel die Puste draußen war, nachdem sich die ersten beiden nach Krieg angefühlt haben“. Die Reisen, das Rauf und Runter durch die Republik, empfand Varejcka, obwohl geflogen wurde, als „anstrengend“ – und er ist froh, dass Trainer Toni Söderholm die Mannschaft in drei freie Tage schickte. Das Halbfinale beginnt erst am Ostermontag, gegen wen, das steht frühestens am Donnerstag, womöglich erst am Samstag fest. Bis jetzt ist neben dem EHC nur Bremerhaven, der Hauptrundensieger, durch – mit einem 4:0 gegen Ingolstadt, den Vizemeister von 2023. Die Fischtown Pinguins erreichten erstmals das Halbfinale, sie beeindrucken die DEL weiterhin.

Der EHC dürfte durch sein 4:0 aber auch viel dafür getan haben, dass ihm mit mehr Respekt begegnet wird als noch vor zwei Wochen, als allgemein vermutet wurde, München sei schnell fällig. „Die Gegner“, glaubt Filip Varejcka, „werden zweimal hinschauen, weil wir die vier Spiele eine ganz andere Leistung gebracht haben. Ich glaube nicht, dass es ein Gegner mit uns einfach haben wird.“

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