TV-KRITIK
Wie völlig losgelöst ist Fußball-Deutschland? Passend zur neuen Lieblings-Jubelhymne hat RTL den „Major Tom“-Check gemacht. Geht der Höhenflug der besten deutschen Nationalelf der Welt weiter? Müssen die Holländer neidisch auf uns sein, quasi als Neiderlande? Oder geht’s krachend zurück auf die Erde?
Die Moderatorin: Über die Vorbereitung von Laura Papendick aufs Länderspiel hat Peter Schilling schon 1982 gesungen. Wir dürfen zitieren: „Gründlich durchgecheckt steht sie da, und wartet auf den Start, alles klar.“ Die RTL-Lady hat Begeisterung verbreitet, aber auch viele Alibi-Fragen gestellt. „Hat Toni Kroos genau das erfüllt, was Sie sich erhofft haben von ihm?“, erkundigte sie sich bei Julian Nagelsmann. Was soll der Bundestrainer nach der Frankreich-Gala anderes sagen als „Super-Duper-Toni“? Und dass man allen Ernstes ein zweites Acht-Sekunden-Tor schießen kann, glaubt auch nur die Laura.
Der Experte: Auch Major Matthäus wurde vor 42 Jahren gewürdigt. „Experten streiten sich um ein paar Daten, die Crew hat da noch ein paar Fragen. Doch der Countdown läuft“, wusste Peter Schilling. Lothar lobte ebenfalls Doni Kroos und das Frankreich-Spiel: „Alle Rädchen haben gegriffen“, und sogar ineinander. Er wusste bereits im Februar, dass Kroos Chef werden muss und dass die Mannschaft mehr kann, als sie 2023 gezeigt hat – das muss man ihm lassen. Als Experte sollte er aber wissen, dass Major Tom so völlig losgelöst war, dass er im Weltall verglüht ist. Happy End war das keins.
Die Kommentatoren: „Effektivität bestimmt das Handeln. Man verlässt sich blind auf den andern“, sang Herr Schilling über das RTL-Duo Marco Hagemann und Steffen Freund. Als sich Hagemann erkundigte, wie wichtig jetzt Stabilität für die deutsche Mannschaft ist, lobte ihn sein Freund: „Marco, die beste Frage seit Jahren von Dir.“ Das kommt scheinbar nicht oft vor. Steffens kühne Prognose zeigte, wofür Experten bezahlt werden: „Wenn wir zu Null spielen können, können wir weit kommen bei der EM.“ Da ist was dran. Freund machte Daley Blind zum „Stabilationsfaktor“ und Wasserträger-Fußballer zu „Indianern“. Huiuiui, politisch unkorrekt! Wer heute noch „Indianer“ sagt, sitzt ganz schön in der Apatsche. J. HEINRICH