Frankfurt – Maximilian Mittelstädt hob beim Torjubel tatsächlich ab. Wie „Major Tom“ im neuen Treffer-Jingle der Nationalmannschaft, der ihm zu Ehren nach seinem Premierentor im DFB-Trikot in der Frankfurter Arena gegen die Niederlande erstmals erklang. „Den Ball mit dem ersten Kontakt so unter die Latte zu nageln – da gehört Selbstvertrauen dazu“, staunte Lothar Matthäus bei RTL.
Um die Bodenhaftung des großen Aufsteigers in der erfolgreichen EM-Testwoche muss sich aber niemand Sorgen machen. Da ist sich Julian Nagelsmann sicher. „Herausragend. Das Beste ist, er ist ein völlig normaler Typ, ein unfassbar lieber Kerl, freundlich, gut gelaunt, immer“, sagte der Bundestrainer über den Linksverteidiger vom VfB Stuttgart. Genau hatte Nagelsmann den 27-Jährigen nach dessen famosem Debüt in Frankreich am Wochenende beobachtet. „Ich fand die Reaktion danach interessant. Wie steht er am Sonntag beim Frühstück auf? Wie ist er am Montag? Wie ist er heute beim Spiel? Macht er etwas anders? Ist es das Gefühl, jetzt bin ich Nationalspieler, jetzt mache ich ein bisschen weniger?“, schilderte der Bundestrainer.
Mittelstädt bestand die Charakteranalyse vor und beim 2:1 mit Bravour. Trotz seines Fehlers beim frühen Gegentor. „Er macht einen Fehler und alle folgern, ja, zweites Spiel, jetzt ist er Nationalspieler – und dann geht er nach vorne und haut das Ding aus 18 Metern in den Winkel. Und noch dazu macht er danach ein sehr gutes Spiel“, hob Nagelsmann zu einem Lobgesang ab.
Der Bundestrainer konnte sich auch selbst auf die Schulter klopfen. Mittelstädt? Vor einem dreiviertel Jahr noch trauriger Absteiger von Hertha BSC. Kritiker holten die Geschichte von Zoltan Sebescen heraus, der einst in einem Länderspiel gegen Oranje als Debütant komplett überfordert war. Doch der risikobehaftete Plan ging auf. Und die Problemlage auf der linken defensiven Außenbahn hat sich entspannt. „Wenn er diesen Drive weitergeht in Stuttgart in der Saison, dann ist er absolut ein Spieler für uns für die EM“, sagte der Bundestrainer. Mittelstädt solle im Vereinsalltag nur weiter „schön auf Sebastian Hoeneß hören“, also seinen Chef vor Ort.
Und Mittelstädt? Der bewegte sich bei den Fragen nach der EM-Perspektive verbal so geschickt wie vorher auf dem Platz. „Ich wäre froh, wenn ich dabei wäre“, sagte der gebürtige Berliner. „Jetzt gilt es, meine Leistung beim VfB zu bestätigen. Da haben wir auch noch ein großes Ziel“, sagte er. dpa