„Innerlich stand ich kurz vor dem Burn-out“

von Redaktion

Ex-Löwen-Talent Lorenz Knöferl über seinen Neuanfang beim Mölders-Club TSV Landsberg

München – Fast ein Jahrzehnt spielte Lorenz Knöferl (20) für den TSV 1860. Lange galt er als vielversprechendes Offensivtalent, ist bis heute jüngster Torschütze im Profiteam. Doch dann: Schulterblessur, Rückstufung in die zweite Mannschaft, Leihe zu Carl Zeiss Jena. Beim TSV Landsberg, dem Bayernligateam von Ex-Löwen-Kapitän Sascha Mölders, startet der gebürtige Dachauer gerade einen Neuanfang. Unser Interview.

Lorenz, vor zwei Wochen gelang Ihnen Ihr Premierentreffer für Landsberg – per Fallrückzieher gegen die alten Teamkameraden von 1860 II. Wie emotional war das für Sie?

Ich habe mich riesig über das Tor gefreut. Es war nach einer langen Leidenszeit mal wieder ein Erfolgserlebnis für mich. Nach dem Spiel kam auch über die Hälfte meiner alten Kollegen zu mir und hat gesagt: ‚Wir gönnen dir das’ und ‚geiles Tor’. Das hat mir schon viel bedeutet, weil ich mit Sechzig ja nicht so ganz im Positiven auseinander bin.

Was war der Grund?

Als Erstes möchte ich betonen, was ich 1860 alles zu verdanken habe. Ich habe dort während meiner Jugend die schönste Zeit verbracht. Von den neuneinhalb Jahren, die ich da war, würde ich mir neun genauso wieder ausmalen. Aber das letzte halbe Jahr war eine mentale Leidenszeit, wie ich sie im Fußball noch nie erlebt habe. Ich war 20 Jahre jung, topfit und wollte einfach nur kicken. Aber mir wurde das Fußballspielen verwehrt.

In der Hinrunde haben Sie weder für die erste noch für die zweite Mannschaft eine Minute auf dem Platz gestanden. Wieso?

Ich wollte nach der Rückkehr aus Jena unbedingt weiter für meine Jugendliebe 1860 spielen. Maurizio Jacobacci wollte mich aber nicht – stattdessen wurde mir eine Vertragsauflösung aufgezwängt.

In die Sie aber nicht eingewilligt haben?

Ich habe akzeptiert, dass die Entscheidung gegen mich gefallen ist, aber ich wollte nicht weg. Stattdessen wollte ich versuchen, über die zweite Mannschaft den Schritt zurück in den professionellen Fußball zu schaffen. Von der NLZ-Seite habe ich immer vollste Unterstützung bekommen. Aber eine gewisse Person, die mittlerweile nicht mehr in der Vorstandschaft tätig ist (Marc-Nicolai Pfeifer/Red.), wollte mir Steine in den Weg legen, weil ich mich gegen die Vertragsauflösung entschieden hatte.

Was hat das mit Ihnen gemacht?

Woche für Woche saß ich auf der Tribüne und habe zugeschaut. Das war nicht meine Pflicht, aber ich habe mit der zweiten Mannschaft trainiert und wollte deshalb auch meinen vollen Support geben. Innerlich stand ich aber kurz vor dem Burn-out.

In Landsberg scheinen Sie den Spaß am Fußball wiedergefunden zu haben.

Ich bin Sascha sehr dankbar, dass er mir hilft, zurück in die Spur zu finden.

Zum Dank haben Sie ihn sozusagen in die Innenverteidigung verdrängt.

Ich glaube nicht, dass ich das alleine war (lacht). Er hat das ja in der Hinrunde schon gespielt und jetzt hatten wir in der Defensive ein bisschen Verletzungspech. Da hat er wieder ausgeholfen.

Wie stellt sich Mölders als Innenverteidiger an?

Natürlich hilft ihm seine jahrelange Erfahrung als Stürmer. Er kann viele Spielsituationen lesen und hat ein super Stellungsspiel. Außerdem legt er eine harte Spielweise an den Tag. Da kann es schon mal passieren, dass er seinen Gegenspieler mitsamt Ball verräumt.

Mit Landsberg stehen Sie auf Platz zwei der Bayernliga Süd – punktgleich mit Spitzenreiter Schwaben Augsburg. Was ist drin?

Wenn wir es schaffen, dass jeder an sein Maximum geht, die Meisterschaft.

Und danach?

Ich habe meine Ausbildung zum Bürokaufmann abgeschlossen, habe also was in der Hand. Jetzt möchte ich versuchen, sportlich das Maximum aus meiner Karriere herauszuholen. Ich möchte schon zurück in den professionellen Fußball.

Interview: Simon Jacob

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