Eine Nummer zu klein

von Redaktion

Bayerns Basketballer suchen nach den Gründen für ihr Scheitern in Europa

VON PATRICK REICHELT

München – Für ein paar kurze Momente kam bei Bayerns Basketballern sogar noch einmal ein Hauch von Hoffnung auf. Doch der FC Barcelona wischte auch dieses letzte Münchner Aufbäumen routiniert beiseite. Am Ende stand ein 79:87, Niederlage Nummer 19 in Europa, die auch die unverbesserlichsten Münchner Optimisten verstummen ließ, die noch mit Play-In-Platz zehn geliebäugelt hatten. Bayerns Trainer Pablo Laso fand es nicht (mehr) schlimm. „Wir haben insgesamt ganz gut gespielt“, sagte er, „aber es hat gegen so einen Gegner nicht gereicht.“

Worte, die eigentlich ganz gut zur Münchner Saison in Europa passen. Über die nun 32 Spiele starke Hauptrunde hinweg gab es immer wieder gute Ansätze, doch immer dann, wenn man dran zu sein schien am illustren Kreis der Top 10, knickte man zuverlässig ein.

Müßig, darüber nachzudenken, wo man die zwei bis drei Siege liegen gelassen hat, die am Ende fehlen werden. Die Niederlagen in letzter Minute wie in Kaunas oder Bologna? Die verlorenen „Endspiele“ gegen Villeurbanne oder zuletzt in Valencia? „Uns hat etwas Erfahrung gefehlt“, befand Laso.

Das kann man zumindest teilweise so sehen. Die Bayern hatten auf den kreativen Schlüsselpositionen auf talentierte, aber eben unerfahrene Kräfte wie Leandro Bolmaro und Sylvain Francisco gesetzt. Das Duo schlug sich wacker, doch bei der Konkurrenz tun halt dominante langjährige Szenestars wie Mike James, Ricky Rubio, Facundo Campazzo oder Nick Calathes Dienst.

Zum Vergleich: 20/21 hatten die Bayern in Wade Baldwin selbst einen dominanten Spielmacher. Als Hauptrunden-Fünfter holte man alleine aus den Duellen mit den Playoff-Teams sieben Siege – aktuell steht man im Rennen gegen die acht Topmannschaften bei einem mageren Erfolgserlebnis. „Das muss man schon so feststellen“, sagte auch Kapitän Vladimir Lucic, „wir haben keinen größeren Namen geschlagen.“

Für den Serben ist das eine Frage von Kleinigkeiten. „Wir waren in den Details des Spiels nicht gut und präzise genug“, sagte er, „das rächt sich auf diesem Niveau“.

Ex-Nationalspieler Per Günther ging noch ein gutes Stück weiter. Im Magentasport-Podcast Abteilung Weltmeister kritisierte er, die generelle spielerische Entwicklung des runderneuerten Bayern-Kaders. „Ich habe große Erwartungen an den Einfluss von Pablo Laso gehabt“, sagte er, „aber bis jetzt bin ich von dem, was ich sehe, enttäuscht.“

Und ganz egal was die Saison noch bringt – national gehen die Bayern immerhin als BBL-Tabellenführer dem Schlussspurt entgegen – es wird interessant, welche Schlüsse der Club selbst aus dem Verfehlen der Ziele in Europa ziehen wird. Immerhin: Als A-Lizenz-Inhaber hat man Planungssicherheit, man ist dabei, wenn die Königsklasse im Herbst in die nächste Runde geht. Anders als der – per Wildcard gestartete – nationale Rivale Alba Berlin, der in der Euroleague als Tabellenschlusslicht dem Hauptrundenende entgegenschlingert (am Freitagabend 68:103 bei Fenerbahce Istanbul).

Albas Zukunft? Zumindest ungewiss. Demnächst werden die Lizenzinhaber mit der Euroleague-Führung abstimmen, ob Berlin auch weiterhin ein Standort mit Priorität bleiben soll.

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