Kämpferin Collins

von Redaktion

Miami-Sieg: Warum der Tennis-Star auf ihrem Zenit aufhört

Miami – Danielle Collins holte tief Luft. Die bohrende Frage nach der Unumstößlichkeit ihres Entschlusses zum Karriereende kam natürlich zwangsläufig angesichts des größten sportlichen Erfolgs im Leben des US-Tennisstars. Doch Collins ganz entspannt. „Nein, das werde ich nicht überdenken“, sagte die frischgebackene Gewinnerin der Miami Open lächelnd: „Aber ich empfinde es als Ehre, dass mich so viele Leute gerne weiterspielen sehen möchte.“

Collins, 30, geboren in Florida, hat das größte Turnier in ihrem Heimatstaat gewonnen, durch einen 7:5, 6:3-Finalerfolg gegen die Kasachin Jelena Rybakina, als ungesetzte Spielerin. Sie wird also zum Jahresende auf dem Schaffens-Zenit aufhören. Doch das ist nur die eine Geschichte.

Die andere Geschichte ist „größer als Tennis“, wie Collins in Miami sagte, eine Geschichte über Höllenqualen und Krankheiten, Zweifel und Prioritäten. Denn Collins opfert die so hart erarbeite Form ihres Lebens für die wichtigste Zeit ihres Lebens.

„Ich habe gesundheitliche Probleme, die mir das Dasein abseits des Tennisplatz etwas schwierig machen“, sagte sie und untertrieb damit dramatisch. Denn zwei schlimme Diagnosen, die Spätstarterin Collins – sie wechselte erst mit 22 Jahren auf die Profitour – erhalten hatte, machen schon ihre Karriere als Leistungssportlerin mehr als „etwas schwierig“.

2018 war bei Collins rheumatoide Arthritis festgestellt worden, eine entzündliche Autoimmunerkrankung, mit der auch die deutsche Spielerin Eva Lys kämpft. Mit Medikamenten und Diät bekam Collins dies leidlich in den Griff, litt aber immer noch wie seit Collegezeiten unter heftigsten Regelschmerzen. So heftig, dass sie einmal während eines Turniers weinend auf dem Platz zusammensackte.

Den Befund, den sie nach vielen Arztbesuchen erhielt, machte sie bei den Australian Open 2018 öffentlich: Endometriose, eine Krankheit, die viele Frauen betrifft, gerade im Profisport aber kaum benannt wird. Collins war an einem „Punkt, an dem ich es weder körperlich noch geistig aushalten konnte“.

Therapien und eine OP, bei der eine große Gebärmutterzyste entfernt wurde, brachten Linderung. Und erlaubten Collins, immer besser zu werden. Weltranglistensiebte war sie 2022, nach einem Leistungsknick wird sie nun wieder auf Platz 22 notiert.

Ihre Erkrankung und die folgenden Maßnahmen jedoch brachten mit sich, dass Collins nur erschwert schwanger werden kann. Und je älter sie wird, umso schwerer wird es.

Weil Tennis für sie zwar vieles, aber bei weitem nicht alles bedeutet, traf sie eine „really big life decision“, wie sie sagte, eine Lebensentscheidung: Bis Ende 2024 gehört ihr Leben dem Tennis, danach der Familienplanung: „Das sollte eigentlich sehr nachvollziehbar sein.“  sid

Artikel 1 von 11