Paraden-Gala vor den Augen von Künzer und Wück

von Redaktion

Noch ist Mala Grohs die einzige Nicht-Nationalspielerin im Team der Bayern – das soll sich ändern

München – Auf der Tribüne saßen hochrangige Vertreter des DFB – und dann überraschte Maria Luisa Grohs sogar die eigene Kapitänin mit ihrer Fähigkeit, Elfmeter zu halten. „Ehrlich gesagt wusste ich gar nicht, dass das eine ihrer Stärken ist. Aber jetzt weiß ich es definitiv. Sie ist sehr gut mit dem Druck umgegangen und war gut vorbereitet“, lobte Glódís Viggósdóttir nach dem dramatischen 4:2-Sieg der Frauen des FC Bayern gegen Frankfurt im Halbfinale des DFB-Pokals.

Die Torhüterin, die alle nur Mala nennen, parierte am Sonntag im Elfmeterschießen die ersten drei Versuche der Eintracht und wurde dadurch beim ersten Finaleinzug der Bayern-Frauen seit 2018 zur Pokalheldin. Grohs ahnte, dass sie eine Elfmeterkillerin ist, aber nicht, dass ihre Sonderbegabung eines Tages sogar dem Traum vom Nationalteam näher bringen könnte. „Elfmeterschießen gab es früher häufiger mal, bei Hallenturnieren zum Beispiel“, erklärte die 22-Jährige. „Da war ich meistens ganz gut. Aber das ist natürlich nicht mit so einer Situation zu vergleichen.“ Und trotzdem: Auf der Tribüne sahen DFB-Sportdirektorin Nia Künzer und der künftige Bundestrainer Christian Wück aufmerksam zu.

Nicht überrascht von Grohs Fähigkeiten ist Alexander Straus. „Wir wussten, dass sie diese Mentalität in Situationen hat, wenn der Druck sehr hoch ist“, sagte der Trainer der Bayern-Frauen und erinnerte an ein Champions-League-Spiel bei Benfica Lissabon im Herbst 2022. Damals hatte Grohs beim Stand von 2:2 in der 89. Minute einen Elfmeter pariert und so den Siegtreffer durch Georgia Stanway in der Nachspielzeit ermöglicht. „Ich glaube, sie bekommt nicht immer die Anerkennung, die sie verdient. Aber wir glauben sehr an sie“, führte Straus weiter aus.

Tatsächlich ist der Aufschwung der Torhüterin eng mit dem Trainer verknüpft. Grohs wechselte 2019 vom VfL Bochum nach München, auch aufgrund von Verletzungen kam sie aber kaum zum Einsatz. Bei seinem Amtsantritt im Sommer 2022 macht Straus dann Grohs trotz der Konkurrenz durch Laura Benkarth und Janina Leitzig zur Nummer eins. Seitdem hat die 1,80 Meter große Torhüterin praktisch alle Spiele gemacht und das Vertrauen des Trainers mit starken Leistungen zurückgezahlt.

Dass Grohs bisher trotzdem nicht so sehr im Blickpunkt stand, hängt vermutlich auch damit zusammen, dass sie im Alltag der Bundesliga hinter der starken Bayern-Abwehr nicht so viele Gelegenheiten bekommt, sich auszuzeichnen. Vielleicht bekamen auch deshalb in der Nationalmannschaft hinter Stammtorhüterin Merle Frohms vom VfL Wolfsburg zuletzt Ann-Katrin Berger vom FC Chelsea und die Frankfurterin Stina Johannes den Vorzug. Ex-Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg lud Grohs zwar einmal zum DFB-Team ein, ließ die frühere Junioren-Nationalspielerin aber nicht spielen und nahm sie auch nicht mit zur WM.

Somit ist Grohs aktuell die einzige Nicht-Nationalspielerin in der Stammelf des Bayern-Frauen. Aber vielleicht ändert sich das ja in absehbarer Zeit. Unmittelbar nach dem Einzug ins Pokalfinale sei das zwar ein Nebenthema, erklärte Grohs. Aber, fügte sie mit Blick auf den Besuch von Künzer und Wück hinzu: „Ich reiche das als Bewerbungsschreiben gerne so ein.“ CHRISTIAN STÜWE

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