Künstlerin und Killerin

von Redaktion

MARCH MADNESS Caitlin Clark bringt die Basketball-Welt in den USA zum Kochen

VON ANDREAS MAYR

Cleveland – Willkommen im Amphitheater der Moderne: Diese Zeit des Jahres ist in Amerika für die „March Madness“ reserviert, den Basketball-Wahnsinn, wie sich das K.o.-Turnier der Universitätsteams nennt. Die Sieger werden zu Heroen, über die Verlierer gießt man Hohn.

Was sich derzeit in den Staaten abspielt, hat es selbst im gelobten Land der Massenunterhaltung nicht gegeben. Im Schnitt 12,3 Millionen Menschen saßen am Montag vor dem Fernseher, als Iowa gegen Louisiana antrat. Das sind mehr als bei den Finalspielen der NBA im Vorjahr, mehr als bei den Baseball-Endspielen der MLB, mehr als bei jedem der beliebten Donnerstags-Partien der Footballliga NFL.

Und jetzt halten Sie sich fest: Bei Iowa gegen Louisiana handelt es sich um das Viertelfinale der Frauen. 12,3 Millionen Zuseher bei einem Frauen-Basketballspiel? Das ist natürlich Rekord.

Für den Frauenbasketball ist das ein Erweckungserlebnis. Manche vergleichen es schon mit 1979, als Magic Johnson und Larry Bird ihre Zauberkünste im Collegeturnier zeigten und danach das Geld in die NBA brachten. Iowa gegen Louisiana bedeutete Caitlin Clark gegen Angel Reese. Wie damals weiß gegen schwarz. So was spaltet das Land nach wie vor. Clark wird gefeiert wie die Prophetin des Frauenbasketballs. Der Rapper Ice Cube hat ihr fünf Millionen Dollar geboten, damit sie in seiner Sommerliga mit daddelt. Unter Männern versteht sich. Man greift erst die Dimension des Angebots, wenn man die lächerlichen Gehälter in der WNBA kennt, der weiblichen Version der NBA. 75 000 Dollar im Jahr würde Caitlin Clark bekommen, wenn sie dort im Sommer einsteigt. Nach den Finalspielen in Cleveland. Im Viertelfinale gegen Titelverteidiger Louisiana trug sie die Kill-Bill-Version ihrer Adidas-Schuhe, was kein gutes Omen für ihre Gegnerinnen war. Ihr gelangen 41 Punkte. Clark ist die ultimative Killerin, eine Drei-Punkte-Schützin, wie sie der Frauenbasketball nicht gesehen hat. Vergleichen wird sie mit Steph Curry. Nächstes Jahr soll sie an einer Dreier-Show beim All-Star-Wochenende der Männer teilnehmen. Am heutigen Freitag spielt sie erstmal das Halbfinale gegen Connecticut, Spitzname Uconn, das legendärste Frauenteam der Geschichte. Die verbleibenden Tickets kosten übrigens fast doppelt so viel wie die Halbfinals der Männer. Das günstigste war unter der Woche für 980 Dollar zu haben. Willkommen im Hype.

Artikel 1 von 11