„Totgesagte leben länger“

von Redaktion

Champions-League-Kampfansage der Bayern nach dem 2:2 bei Arsenal

VON MANUEL BONKE

London – Im altehrwürdigen Fünf-Sterne-Hotel „The Landmark“ veranstaltete der FC Bayern nach dem 2:2 (2:1) im Viertelfinal-Hinspiel beim FC Arsenal das traditionelle Champions-League-Bankett. Die Örtlichkeit war von den Münchnern auch deshalb gewählt worden, um den Geist von Wembley zu beschwören: Die bayerische Siegermannschaft von 2013 war beim damaligen Königsklassen-Triumph in London hier untergebracht – und auch heuer steigt das Finale bekanntlich in der britischen Hauptstadt. „Ja, was soll ich sagen? Totgesagte leben länger“, begann Vorstandschef Jan-Christian Dreesen seine mitternächtliche Bankett-Rede mit pathetischen Worten – und gestand dann: „Es war ein schwerer Monat, wir haben schwere Wochen in den Knochen mit den zwei Niederlagen in der Bundesliga.“

Gegen die Gunners überzeugten die Münchner zwar nicht unbedingt spielerisch, dafür waren sie in Sachen Leidenschaft und Kampfgeist voll auf der Höhe. Am Ende hatten die Engländer 59 Prozent Ballbesitz. Bayern-Sportvorstand Max Eberl sprach daher von einer „erwachsenen Leistung“. Trotz des frühen Rückstands durch Bukayo Saka nach zwölf Minuten wehrte sich die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel. „Dann machen wir das 1:1 durch Serge Gnabry und waren im Spiel drin. Dann warst du zwar noch nicht dominant, aber du hast zumindest deine Aktionen gehabt und verteidigt. Wenn der eine ausgespielt war, dann war der andere da“, lobte Eberl.

Zwischenzeitlich gingen die Münchner sogar durch einen verwandelten Foulelfmeter von Harry Kane in Führung (32.), ehe Leandro Trossard eine Viertelstunde vor Abpfiff den Endstand erzielte. Den Punkt verteidigten die Münchner in der Schlussphase leidenschaftlich. Genau diese mannschaftliche Geschlossenheit entlockte CEO Dreesen letztendlich eine Kampfansage: „Das war Teamspirit, jeder hat für den anderen gekämpft. Jeder hat diese Intensität des Spiels gespürt – und das hat große Freude gemacht. Das wollen wir noch viel, viel öfters sehen. Und dann muss sich jeder in Europa vor uns in Acht nehmen!“ Doch dafür müssen die Bayern das Rückspiel am kommenden Mittwoch erfolgreich bestreiten – was der Vorstandschef als „ganz schweres Paket“ bezeichnet. Eberl will mit den Zuschauern im Rücken, das „zum Abschluss bringen, was wir heute begonnen haben“. Und für Trainer Thomas Tuchel ist die Ausgangslage klar: „Die Leidenschaft und den Einsatz von heute brauchen wir auch nächste Woche.“

Zur Wahrheit gehört nämlich auch, dass die Bayern nach dem frühen 0:1 Glück hatten, dass sich ihr Rückstand nicht vergrößerte: Vier Minuten nachdem Saka die Gunners in Führung gebracht hatte, stand plötzlich Rechtsverteidiger Ben White nach feinem Zuspiel von Kai Havertz allein vor Manuel Neuer, scheiterte mit seinem unplatzierten Abschluss aber am Bayern-Torwart und ließ die Riesenchance aufs frühe 2:0 aus. „Das ist der Moment des Spiels“, befand Arsenal-Teammanager Mikel Arteta später: „Da müssen wir das 2:0 machen. Dann wäre es ein ganz anderes Spiel geworden.“

Dann hätte Dreesen bei seiner Rede sicherlich weniger angriffslustige Worte gewählt Doch so lebt auch bei ihm der Traum vom erneuten Champions-League-Sieg in Wembley weiter: „Wir wollen mit Herz und Leidenschaft das wahre Gesicht des FC Bayern zeigen.“ Die nächste Münchner Reservierungsanfrage könnte bald im „The Landmark“ eingehen.

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