Madrid – Das vibrierende Spektakel der Giganten verzückte die Fußball-Welt – nur Toni Kroos hatte nach der mitreißenden Fußball-Oper von Madrid keine Lust auf Jubel-Arien. „Ich bin gefühlt nicht so zufrieden“, sagte der deutsche Real-Star: Diese Traumtore, die „selbst Manchester City“ sonst nicht gelingen, die „tun natürlich weh“.
Dennoch: Es war ein wirklich fantastisches Spiel, dieses 3:3! „Un partido canon“, schrieb die Sportzeitung „AS“ – ein Spiel wie eine donnernde Kanonenkugel.
Manchester City, die ballfressende Passmaschine, tick, tack, tock, minutenlang. Und dann: Kawumm! Drei Fernschusstore einer Mannschaft von Pep Guardiola, Erling Haaland dabei ohne jeden Einfluss, was auch Antonio Rüdiger zu verdanken war – wann hat man das schon mal gesehen?
Die Königlichen andererseits, ruhig geduldig. Ganz nach dem Motto: Macht ihr mal, uns reichen die 38 Prozent Ballbesitz – aber wehe, ihr verliert die Kugel! Dann nämlich zogen Kroos, Rodrygo, Eduardo Camavinga oder Vinicius junior in Raketengeschwindigkeit ein fulminantes Konterspiel auf. Torhüter Stefan Ortega (31), der neuen Nummer eins bei Manchester City, zischten die Bälle nur so um die Ohren. Doch der ehemalige Löwen-Keeper genoss die Partie: „Das war eine sehr, sehr schöne Erfahrung“, sagte er nach dem Abpfiff.
Das Torfestival im Estadio Santiago Bernabeu war ein Hochamt des Fußballs gewesen, in dem Störfaktoren wie Erschöpfung oder technische Unzulänglichkeiten beinahe außer Kraft gesetzt schienen. Es war großes Entertainment. „Das Dach flog davon“, schrieb die englische Zeitung „Guardian“ ganz begeistert. Reals Brahim Diaz nannte das Spektakel „ein wunderbares Spiel für Menschen, die Fußball lieben“. Und City-Trainer Guardiola merkte lachend an: „Ich kann mir vorstellen, dass die Zuschauer eine gute Zeit hatten.“
0:1, 2:1, 2:3, 3:3 – und ein Tor schöner als das andere; Bereits in der zweiten Minute war City durch Bernardo Silva in Führung gegangen. Nach einem Doppelschlag in der 12. und 14. Minute durch ein Eigentor von Ruben Dias und einen Treffer von Rodrygo lagen dann die Königlichen vorn. Phil Foden (66.) mit einem Schuss in den Winkel und der ehemalige RB-Leipzig-Profi Joskos Gvardiol (71.) drehten das Spiel wieder zugunsten von City. Reals Fede Valverde (79.) sorgte schließlich mit einem weiteren Traumtor für den Endstand.
Was wird da noch alles im Rückspiel in Manchester passieren? „Vor einem Jahr sind wir auch mit einem Unentschieden hingefahren – und waren dann ja relativ chancenlos“, mahnte Kroos. „Wir wissen, dass City zu Hause noch mal ein Niveau stärker ist.“ 1:1 hieß es vor einem Jahr im Halbfinal-Hinspiel in Madrid, mit 4:0 gewann City dann das Rückspiel – es ist eine Mahnung für die Königlichen.
Auch Real-Coach Carlo Ancelotti weiß natürlich um die Schwere der Aufgabe am kommenden Mittwoch auf der Insel. Doch der Ex-Bayern-Coach setzt auf die Leidenschaft seiner Mannschaft. „Wenn wir auch im Rückspiel wieder so kämpfen, können wir weiterkommen“, sagte der Italiener. sid