Jetzt soll Uli Hoeneß als Zeuge aussagen. Wenn der Ehrenpräsident des FC Bayern am kommenden Montag vor dem Landgericht Frankfurt auftritt, dürfte das öffentliche Interesse am Sommermärchen-Prozess sprunghaft ansteigen. Vor dem vierten Verhandlungstag ist längst klar: Es geht in dem Verfahren um weit mehr als den Vorwurf der schweren Steuerhinterziehung gegen drei ehemalige Topfunktionäre des DFB. Denn zur juristischen Aufklärung in dieser Sache wird Hoeneß eher nichts beitragen können. Nach jahrelanger Juristerei – unter anderem mit der Einstellung eines Verfahrens in der Schweiz wegen Verjährung – steht für viele vor allem eine Frage immer noch im Raum: War die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland gekauft? Dies konnte bei dem komplexen Sachverhalt um dubiose Geldflüsse über den damaligen WM-Organisationschef Franz Beckenbauer, den früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus, den DFB, die FIFA bis hin zum früheren Skandalfunktionär Mohamed bin Hammam aus Katar, der mittlerweile lebenslang gesperrt ist, bis heute nicht geklärt werden. Beckenbauer und Dreyfus sind gestorben, bin Hammam ist nicht zu greifen. Jetzt soll Hoeneß Licht ins Dunkel der WM-Affäre bringen. Vor allem deshalb dürfte die Vorsitzende Richterin Eva-Maria Distler den Bayern-Ehrenpräsidenten vorgeladen haben. Der 72-Jährige hatte 2020 im Sport1-Doppelpass und 2021 im Podcast 11Leben Andeutungen gemacht, dass er mit Blick auf die Millionenzahlung mehr wisse. Auch Günter Netzer, der am 23. Mai vor Gericht als Zeuge aussagen soll, galt als enger Verbindungsmann zu Beckenbauer. In dem Prozess geht es um eine Zahlung von 6,7 Millionen Euro, die der DFB im April 2005 über die FIFA an Louis-Dreyfus überwiesen hatte. Diese Summe entsprach umgerechnet exakt den zehn Millionen Schweizer Franken, die Beckenbauer drei Jahre zuvor als Privatdarlehen von dem französischen Unternehmer erhalten hatte. foto: imago