Vor der Meisterfeier

Der Dom gehört zu Leverkusen

von Redaktion

GÜNTER KLEIN

Vor etlichen Jahren hatte der Autor dieser Zeilen an zwei aufeinanderfolgenden Tagen je einen Termin auf der Leichtathletikanlage des TSV Bayer 04 Leverkusen, jeweils mit einer Grandin des deutschen Sports, beide dem TSV Bayer 04 Leverkusen tief verbunden, weil der ihre glorreichen Karrieren unterstützte. Die Termine der Interviews erst mit Ulrike Meyfarth und dann Heide Ecker-Rosendahl erforderten eine Übernachtung in der Gegend. Frau Meyfarth erkundigte sich besorgt, ob man denn etwa was in Leverkusen gebucht habe, und war erleichtert, davon zu hören, dass sich die gewählte Unterkunft in Köln befinde: „Da hamse recht“, meinte sie. Und das war der ultimative Beweis: Niemand identifiziert sich mit Leverkusen, obwohl es aktuell 165 748 Menschen gibt, die diese Stadt bewohnen.

Das wird jetzt alles anders. Diese Woche hatte schon einen bedeutsamen Moment, als Fans des zum Europa-League-Match angereisten englischen Clubs West Ham United ein Foto „aus Leverkusen“ posteten, das sie vor dem Kölner Dom zeigte. Das kann man als geografische Verirrung abtun – oder man sieht darin ein Zeichen: Die größte Attraktion des Rheinlandes möchte von Leverkusen eingemeindet werden. Bayer-Kreuz, BayArena, Leverkusener Dom, Xabi Alonso – wer braucht da einen Rathausbalkon à la Münchner Marienplatz?

Die Frage, die noch offen ist: Steht Bayer Leverkusens Fußball-Abteilung am Samstag oder erst Sonntag als Deutscher Meister fest? Der 1. FC Köln tritt am Samstagnachmittag bei den Bayern an und könnte seine Ehrerbietung gegenüber dem sexy Nachbarn erweisen, indem er drei Punkte holt, die er nebenbei selbst dringend benötigt. Für den Gefallen ließe sich irgendwann dann mal über eine Rückgabe des Doms reden. Bayer würde aber auch ohne Hilfe klarkommen, es muss am Sonntagabend Werder Bremen besiegen. Danach dann: Corsos und Polonaise durch den Chempark, rund um den Wasserturm Leverkusen-Bürrig oder die Grünanlagen zwischen dem Bahnhalt Leverkusen-Mitte und dem Stadion. An Fläche zum Ausleben der Freude fehlt es der Stadt nicht. Irgendwo wird dereinst ein Xabi-Alonso-Denkmal errichtet werden.

Meister, voraussichtlicher Double-, möglicher Triple-Gewinner – Leverkusen wertet sich auf und die gesamte Region gleich mit: Gladbach, Köln, Düsseldorf, Schalke, Dortmund, Bochum, der ganze Westen wird sich bei der Spieleracquise leichter tun. Ein Argument schlägt alle anderen: „Wohnen können Sie natürlich im schönen Leverkusen.“

Guenter.Klein@ovb.net

Artikel 1 von 11