TV-KRITIK
Tod oder Gladiolen, Nulpen oder Tulpen? Unter dem guten alten Louis-van-Gaal-Motto ging es gestern für den FC Bayern um alles. Bewerfen die Fans ihre Stars doch noch mit Blumen – oder lassen sie die Töpfe dran? Wir haben überprüft, wie blumig DAZN den Knaller gegen Arsenal übertragen hat. Es ging ja sozusagen um den Fleuropa-Cup.
Das Gedöns: Nachdem zuletzt zurecht bemosert wurde, wie stiefmütter(chen)lich DAZN die Champions League aus dem Studio versendet hat, hat man sich gestern wieder mehr angestrengt. Laura Wontorra, das Blümchen von der Weser mit der Brennnesselstimme, hatte allerdings wenig Ersprießliches zu bieten. Sie und Experte Sami Khedira allgemeinplatzelten nach Kräften. „Auch die Fans haben heute so richtig Bock, ist doch klar“, wusste die Laura. Und, nach einem 2:2 im Hinspiel nicht übertrieben überraschend: „Mehr Spannung geht nicht.“ Lustig war, dass sie Julian Nagelsmann mit „aufgewärmter Suppe“ verglichen hat. Wobei: Eine Viertelstunde vor Anpfiff des CL-Viertelfinales über den nächsten Trainer zu palavern, wirkte beinahe wasserziehresk.
Der Sachverständige: Weltmeister Khedira veranstaltete eine dermaßene Phrasenschweinerei, dass viele Veganer spontan ausschalteten. Er hatte über die Bayern erfahren: „Der einzige Titel, der noch übrigbleibt.“ Und er wusste: „Bundesliga auf hohem Niveau und Champions League ist kein Wunschkonzert.“ In der Halbzeit flunkerte er: „Ich bin voller Kraft und voller Fokussierung hier“, was man aber nicht gemerkt hat. Gottchen, war das fad.
Der Kommentator: Laura Wontorra pries Marco „Hagi“ Hagemann in den höchsten Tönen an. Ihr O-Ton: „Besondere Spiele erfordern besondere Maßnahmen, das erkennt man auch an unserer Kommentatoren-Besetzung.“ Das sprach eher nicht für das Spiel. Bei Hagis Kommentar fragte man sich öfter mal, durch die Blume gesagt: Der will uns doch pflanzen? „Es ist ein Kribbeln in der Allianz Arena zu vernehmen“, verkündete er mit gewohnter Deutschschwäche. Wer kennt es nicht, das ohrenbetäubende Krach-Kribbeln? Arsenal-Captain „Ödegååøh“ sprach der Hobby-Norweger zwar sehr drollig aus, aber insgesamt war’s öde gar. Vielleicht wollte Laura mit ihrer Marc O’Polo-Strickmütze ja subtil andeuten, dass Marco lieber Polo kommentieren sollte. JÖRG HEINRICH