Nachdem Borussia Dortmund bereits am Dienstag-Abend in das Halbfinale der Champions League eingezogen war, machten sich am Mittwoch zwei Dortmunder Edel-Spione auf den Weg in die Münchner Allianz Arena: Abwehrspieler Mats Hummels und BVB-Berater Matthias Sammer schauten sich das Viertelfinal-Rückspiel zwischen dem FC Bayern und Arsenal live vor Ort an. Das Duo dürfte sich angesichts der mauen Stimmung in der Südkurve schlapp gelacht haben, wenn es an die einzigartige Atmosphäre im Signal Iduna Park tags zuvor gedacht hat. Abgesehen von einer Pyro-Begrüßung vor Anpfiff blieben die von Spielern und Verantwortlichen erhofften lautstarken Motivationswellen von den Rängen aus. Stattdessen nutzte die Fanszene die europäische Bühne lieber für politische Botschaften in Richtung UEFA.
Der Auftritt der Münchner war im so wichtigen K.o.-Duell gegen die Gunners ähnlich uninspiriert, wie die Performance der Fans. Trainer Thomas Tuchel schickte seine Mannschaft bewusst mit einer Angsthasen-Taktik aufs Feld: Statt ein Gefühl des Mia san Mia auszustrahlen, überließ der deutsche Rekordmeister den Gästen den Ball und beschränkte sich auf Konterangriffe. Das klappte zu Beginn ganz ordentlich. Allerdings durften die Gunners ihr Passspiel beinahe ungestört aufziehen und holten sich so die nötige Sicherheit mit zunehmender Spieldauer. Die Zeiten, dass der stolze FC Bayern dem Gegner – egal wie dessen Name ist oder wie steil die saisonale Formkurve nach oben zeigt – scheinen vorbei. Der Erfolg gegen die Gunners war vor allem dem unbändigen Ehrgeiz von Joshua Kimmich zu verdanken, der den Ball mit dem Kopf zum erlösenden 1:0 in die Maschen wuchtete. Ein Akt des Willens!
Die Gesamt-Performance interessierte nach dem Einzug ins Königsklassen-Halbfinale freilich niemanden mehr. Doch die sportliche Leitung um Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund werden trotzdem genau hingeschaut haben, beide Wissen: Der künftige Cheftrainer muss dem Spiel des deutschen Rekordmeisters wieder eine klare Handschrift verpassen – unabhängig davon, welche Philosophie er verfolgt. In der Trainer-Frage darf es daher keine Denkverbote und Eitelkeiten geben. Egal ob es sich um einen Rückkehrer wie Julian Nagelsmann oder einen unbequemen Typen wie Ralf Rangnick handeln wird. Eine Vision ist entscheidend.
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