Mit Köpfchen in Richtung Wembley

von Redaktion

Kimmichs 1:0 gegen Arsenal bringt Bayern erstmals seit 2020 ins Halbfinale

VON HANNA RAIF

München – Es lief gestern Abend in der winterlich kalten Allianz Arena die 66. Minute, als Thomas Tuchel sich in Richtung Südkurve wandte und heftig mit den Armen wedelte. Die Botschaft des Trainers war klar: Wenn wir jetzt alle zusammenstehen, wenn ihr uns anpeitscht, dann steht der FC Bayern im Halbfinale der Champions League. 24 Minuten später war es geschafft – und der Jubel ohrenbetäubend.

Kurz vor Tuchels Appell hatte Joshua Kimmich in einem taktisch geprägten Rückspiel gegen den FC Arsenal per Kopf das erlösende 1:0 (64.) gegen den FC Arsenal erzielt – und nach dem 2:2 eine Woche zuvor in London die Weichen in Richtung Vorschlussrunde gestellt. Der Treffer war Chefsache und sorgte dafür, dass ausgerechnet der scheidende Tuchel derjenige ist, der die Bayern zum ersten Mal seit dem Titel 2020 wieder unter die besten vier Teams Europas bringt.

„Die zweite Halbzeit war sehr, sehr gut. Unter dem Strich gehen wir verdient weiter“, sagte Kimmich. Seinen Treffer beschrieb er wei folgt: „Ich hatte Glück, dass sich keiner für mich zuständig gefühlt hat. Und dann stand ich da.“

Der Traum vom deutschen Finale am 1. Juni im Wembley lebt – und der Traum vom Henkelpott sowieso..

Es war ein Geduldsspiel, in dem der personelle Engpass Tuchel zu einer ungewöhnlichen Aufstellung gezwungen hatte. Während Noussair Mazraoui für den gesperrten Alphonso Davies verteidigte, übernahm Raphael Guerreiro den offensiveren Part vor ihm. Thomas Müller saß, weil Jamal Musiala und Leroy Sané gesetzt sind, auf der Bank. Er sah wie 75 000 andere nach einer Hereingabe von Joshua Kimmich eine erste Chance von Harry Kane (4.), während Arsenal aber den Ball haben und das Spiel machen durfte. Gabriel Martinelli versuchte es aus der Ferne (9.), ansonsten aber ließ die konzentrierte Defensive der Bayern kaum etwas zu. Immer wieder ging ein Raunen durch die Arena, wenn der Ball von einem rot-weißen Mann gewonnen wurde und es schnell nach vorne gehen sollte. Besonders laut wurde es, als ein Diagonalball von Mazraoui auf dem Fuß von Sané ankam, der erst in letzter Sekunde abgedrängt werden konnte.

Die Bayern ließen sich tief fallen, sehr tief. Aber es gab die Momente, in denen Arsenal nichts einfiel, der Ball plötzlich in Bayern-Reihen und der Weg weitgehend frei war. Nach einem Guerreiro-Lauf hatte Mazraoui die Chance zur Führung (23.), und als Musiala dann noch aus der Ferne Arsenal-Keeper Raya prüfte, war die Arena da. Von Arsenal kam wenig, im Verbund hatten die Bayern auch Saka gut im Griff. Die defensive Taktik ging aber zunehmend zulasten der Offensivbemühungen. Manuel Neuer musste erstmals richtig eingreifen, als Ödegaards Schuss abgefälscht wurde (29.) und Martinelli ihm direkt in die Arme spielte (31.). Arsenal wurde bestimmender, heftigen Protest der Bayern gab es nach einem Einwurf, der zurückgepfiffen wurde. Der Weg zum Tor wäre frei gewesen.

Kaum die Seiten gewechselt, hatte Goretzka das 1:0 auf dem Kopf (47.), ehe Guerreiro auch noch den Außenpfosten traf. Die Intensität im Spiel nahm zu, der oft unglücklich agierende Laimer sah die erste Gelbe Karte (55.) – und es war klar: Wer jetzt eine geniale Idee hat, gewinnt. Nach einer von Raya geklärten Flanke fand Guerreiros Hereingabe den Kopf von Kimmich, da war es passiert. Das 1:0 war zu diesem Zeitpunkt verdient. Die Uhr tickte zugunsten der Bayern, die alles hineinwarfen – und am Ende jubelte Tuchel gemeinsam mit den Fans.

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