Kurz vor den Bundesliga-Playoffs meldete sich noch einmal der Mann zu Wort, der für den deutschen Basketball eigentlich erst das Gesicht des Sommers hatte sein sollen. Und dass das so war, ließ naturgemäß nichts Gutes ahnen. Und Gordon Herberts Botschaft war dann auch keine gute: Der Weltmeistermacher von Manila hört auf. Nach den Olympischen Spielen in Paris wird er seinen Dienst als Bundestrainer quittieren.
Klar, wirklich überraschend kam der Entschluss nicht. Schon als im Spätherbst der Euroleague-Club ASVEL Villeurbanne um ihn buhlte, ließ der Kanadier deutlich durchblicken, wie sehr ihn die tägliche Arbeit im Verein doch wieder reizen würde. Der Idee einer Doppelfunktion schob der Deutsche Basketball Bund (DBB) einen Riegel vor. Man muss nicht darüber spekulieren, wie die Dinge stehen würden, wenn sich der DBB hier flexibler gezeigt hätte. Doch dass Herbert nach dem letzten großen Highlight, das ihm als Bundestrainer noch fehlte, seine Konsequenz ziehen würde, war absehbar.
Und Herbert geht so hoch dekoriert wie noch keiner seiner Vorgänger. EM-Bronze, WM-Gold – bei Olympia könnte weiteres Edelmetall dazukommen. Es ist die eindrucksvolle Bilanz eines Menschenfängers. Eines Mannes, dem es nicht nur eindrucksvoll gelungen ist, das stetig wachsende Potenzial im deutschen Basketball zu bündeln. Der studierte Psychologe hat es auch geschafft, aus teilweise schwierigen Charakteren eine eingeschworene Gemeinschaft zu formen.
Bestes Beispiel der oft so kapriziöse Spielmacher Dennis Schröder, den Herbert zum unumstrittenen Anführer machte. Für ihn opferte der nun scheidende Coach in Maxi Kleber einen Profi, der bei den Dallas Mavericks zu den Schlüsselfiguren zählt. Ihm verzieh er auch einen (fast) verhängnisvollen Durchhänger wie im WM-Viertelfinale gegen Lettland. Bei ihm entschuldigte er sich sogar, als er bei dessen Zoff mit Kollege Daniel Theis lautstark dazwischengefahren war. Weil er ahnte, dass der so gestreichelte Schröder das totale Vertrauen mit Leistung zurückzahlen würde.
Bei seiner Abschiedsvorstellung in Frankreich wird Herbert noch einmal darauf setzen. Und es dürfte niemanden verwundern, wenn es noch einmal aufgeht. patrick.reichelt@ovb.net