ZUM TAGE

Die große Chance für Zverev in Paris

von Redaktion

Favoritenstraucheln im Tennis

Was haben Bianca Andreescu, Sofia Kenin, Emma Raducanu und Jelena Ostapenko gemeinsam? Alle vier Damen haben in der jüngeren Vergangenheit ein Grand-Slam-Turnier gewonnen. Und: Danach haben sie keine allzu große Rolle mehr gespielt. Ein klassisches One-Hit-Wonder. Was im Frauentennis oft vorkommt, war bei den Männern in den vergangenen zwanzig Jahren undenkbar. Djokovic, Federer, Nadal und Murray dominierten Melbourne, Paris, London und New York. Und meist dazu auch noch die Masters-Serie, die zweitwichtigste Kategorie, um die Turniere in Miami, Monte Carlo, Madrid, Rom & Co.

Doch die Zeiten sind vorbei. Die bisherigen vier Masters haben vier verschiedene Champions – Carlos Alcaraz, Stefanos Tistsipas, Andrej Rublew und Australian-Open-Sieger Jannik Sinner – gesehen. Beim aktuellen Turnier in Rom ist nur noch der Grieche Tsitsipas im Rennen. Rublew unterlag der Nummer 109 der Welt, Alcaraz und Sinner hatten angeschlagen abgesagt. Der Norweger Casper Ruud, French-Open-Finalist 2023 und Barcelona-Champ 2024, verabschiedete sich schon in Runde eins. Auch Daniil Medwedew (Nr. 4 der Welt) stand gegen Hamad Mededovic (Nr. 121) am Montagabend kurz vor dem Aus.

Die vermeintlichen Favoriten wackeln gewaltig gegen die aufmüpfigen Kleinen. Und die einstigen Heroen sind teils ein Schatten ihrer selbst. Wer Rafael Nadal in diesen Tagen sieht, der muss fast Mitleid haben. Man wünscht dem Spanier ein Märchen-Ende in Roland Garros, aber realistischer ist ein schnelles Aus gegen einen völligen Nobody. Erinnerungen werden wach an Andre Agassi, dessen Karriere 2006 bei den US Open in der dritten Runde gegen den deutschen Qualifikanten Benjamin Becker endete. Ganz so schlimm ist es bei Novak Djokovic noch nicht. Doch auch der serbische Grand-Slam-Rekordhalter (24) präsentiert sich zuletzt immer häufiger völlig von der Rolle.

Was das nun alles bedeutet: Das Feld bei den French Open (ab 20. Mai) ist offener denn je. Und bietet damit womöglich eine riesige Chance für Alexander Zverev auf seiner Jagd nach dem ersehnten großen Titel. Klar, auch der 27-Jährige, erlebt Höhen und Tiefen, aber dieses Jahr wird in Paris derjenige triumphieren, der in den zwei Wochen am besten in den Fluss kommt. Oft scheiterte der Hamburger genau daran. Dass er es aber auch anders kann, hat er beispielsweise beim Olympiasieg 2021 bewiesen.

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