Vier Fäuste, vier Titel

von Redaktion

WM-Kampf zwischen Tyson Fury und Oleksandr Usyk: Es geht um Hunderte Millionen Dollar

Lässt lieber die Fäuste sprechen: Oleksandr Usyk, hier 2021 im Duell mit Anthony Joshua. © DPA

Nennt sich „Gypsy King“: Tyson Fury liebt extravagante und lautstarke Auftritte. © IMAGO

Gut gelaunt zum Kampf der Superlative: Oleksandr Usyk (links vorne) mit seinem Team im Flieger nach Riad. © Instagram

München – Ring of Fire – das ist der offizielle Kampfname für den Mega-Fight zwischen Tyson Fury (35) und Oleksandr Usyk (37). Es geht um die vier großen WM-Titel im Schwergewicht, das hat es seit 1999 nicht mehr gegeben, als Evander Holyfield von Lennox Lewis besiegt wurde. Es geht um Hunderte Millionen Dollar, die in Riad/Saudi-Arabien ausgeschüttet werden. „Es sind viel mehr als 100 Millionen Dollar, die Tyson für den Kampf vereinnahmt“, sagt sein Promoter Bob Arum, bei Usyk werden es knapp unter 100 Millionen sein. Und es geht um (mindestens) zwei Mega-Egos. Die von Vater und Sohn Fury…

Zwei Mega-Egos im Ring

Während der Ukrainer Usyk weitgehend auf Provokationen verzichtet und lieber mit modischen Extravaganzen für Aufsehen sorgt, mischt Fury-Vater John (59) schon jetzt die saudische Hauptstadt auf. Im Hotel ging er auf zwei Mitglieder des Usyk-Teams los, Stirn an Stirn brüllt er die Männer an, später versetzt er einem weiteren Mann einen Kopfstoß. Blöd nur, dass er sich dabei selber einen Cut zuzog und die Szene verlassen musste. Aber bluten gehört zum Geschäft, das Spektakel will eben in den Sozialen Medien beworben werden.

Die Kämpfer befinden sich derweil im letzten Zyklus der zweiten Vorbereitung. Denn eigentlich sollte der Kampf schon Anfang des Jahres stattfinden, dann aber zog sich WBC-Champion Fury beim Sparring einen Cut zu. Diesmal soll alles glatt gehen, zum Teil tragen die Boxer auch Masken, um keine Virus-Ansteckung zu riskieren. Vor allem Usyk, der die Titel der großen Verbände WBA, IBF, WBO und der kleineren IBO trägt, zeigte sich in Videos topfit – und entspannt.

Weil Usyk (1,91 Meter, 100 kg) als Mehrfach-Champion der Favorit ist? Nicht unbedingt, die Experten sehen aufgrund der größeren Reichweite sogar Vorteil bei Fury (2,06 Meter, 126 kg). Fury selbst sieht alles als eine Frage des Willens an: „Wir haben beide Talent, wir haben beide gute und schlechte Eigenschaften, es wird darauf ankommen, wer es am Abend am meisten will.“ Fakt ist: Beide sind ungeschlagen, Fury musste in 35 Profikämpfen nur ein Remis gegen Deontay Wilder hinnehmen. Usyk siegte in 21 Kämpfen 14 mal per K.o.

Bleibt die Frage, wie sich Fury senior bis Samstag benimmt. Der erste Theaterdonner ist jedenfalls verflogen. Kurz nach der Keilerei mit den Usyk-Jungs entschuldigte er sich. „Die Emotionen und Spannung ist hoch. Die Leute verstehen nicht, dass wir echte Kämpfer sind. Was mir wichtig ist, ist der Respekt vor meinem Sohn und den haben diese Leute nicht gezeigt“, sagte er bei „Seconds Out“. Wenn sein Junior mit vier WM-Gürteln im Ring steht, ist ihm Respekt sicher.

Auch ein Deutscher hat am Samstag seinen großen Auftritt im Rahmen des Box-Spektakels. Die Schwergewichts-Hoffnung Agit Kabayel (31) will Boxen in Deutschland wieder populär machen – und sieht seine kurdischen Wurzeln dabei nicht als Hindernis. „Als Kabayel mit kurdischem Hintergrund hat man es schwerer als jemand, der ‚deutsch-deutsch‘ ist. Nichtsdestotrotz mache ich mir daraus nichts, ich bekomme extrem viel Support aus Deutschland. Aber es müssten mal alle zusammenhalten, weil wir Deutschland wieder auf die Karte im Boxsport bringen“, sagte Kabayel im DAZN-Interview.

„Warum können wir nicht, wie die Klitschko-Brüder es damals getan haben, das Boxen wieder in Deutschland beleben und hierher bringen?“, sagte Kabayel, es gebe „genug Support und Fans, die wollen, dass mal wieder ein Kampf in Deutschland stattfindet.“

Der gebürtige Bochumer tritt am Samstag im Vorfeld des Vereinigungskampfes zwischen Fury und Usyk im größten Fight seiner Karriere gegen den Kubaner Frank Sanchez (31) an. Der Sieger erhält höchstwahrscheinlich die Chance auf einen WM-Kampf. Kabayel (24 Siege in 24 Kämpfen) will dabei mithelfen, dafür wäre ein Sieg gegen den ungeschlagenen Sanchez hilfreich. „Ich freue mich auf die Herausforderung, um zu zeigen, was möglich ist“, sagte Kabayel.
KH, DPA

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