Auf die Olympia-Matte darf nur eine

von Redaktion

Die deutschen Judo-Asse Wagner und Böhm kämpfen um ihr Ticket für die Spiele in Paris

Bereit für die Weltmeisterschaft: Anna-Maria Wagner. © IMAGO

„Der Druck ist enorm hoch“, sagt Alina Böhm. © IMAGO

München – Die eine war Weltmeisterin und hat schon eine Olympia-Medaille, die andere war zweimal Europameisterin und träumt vom olympischen Debüt: Anna-Maria Wagner und Alina Böhm sind die beiden besten deutschen Judoka und wären beide klare Edelmetall-Anwärterinnen für die Sommerspiele in Paris. Eigentlich. Weil beide Weltklasse-Kämpferinnen aber in der gleichen Gewichtsklasse antreten, darf nur eine im Juli nach Frankreich fahren. Wer – das entscheidet sich bei der WM in Abu Dhabi ab Sonntag.

„Das ist schon eine traurige Situation“, sagte Böhm (25): „Wir sind beide Medaillen-Kandidatinnen, dadurch ist der Druck jetzt natürlich enorm hoch.“ Und auch die zwei Jahre ältere Wagner bestätigt: „Es ist nicht einfach, mit dieser Situation umzugehen. Aber ich versuche einfach, diesen Druck nicht an mich ranzulassen.“

Die Ravensburgerin geht aus der Pole-Position in den Kampf um das Paris-Ticket: Wagner ist Dritte der olympischen Weltrangliste, Böhm Fünfte – anders als bei der WM, welche die Qualifikationsphase abschließt, ist nur eine Olympia-Starterin pro Nation erlaubt. Die letzten vier internationalen Kämpfe zwischen den beiden Schwäbinnen gewann Wagner, auch bei der EM vor drei Wochen in Zagreb lag sie mit Silber knapp vor Böhm (Bronze). Und vor allem, das ist ihr mentaler Vorteil, ist ein solches Duell für Wagner nicht neu.

„Ich kenne die Situation schon von Tokio, da war es ein enges Rennen mit Luise Malzahn“, sagt Wagner. Malzahn war zuvor Vize-Europameisterin und WM-Dritte – und dennoch 2021 die klare Nummer zwei. Denn ihre Konkurrentin wurde zunächst in Budapest Weltmeisterin und ließ wenige Wochen später Olympia-Bronze folgen. „Tokio – das sind natürlich wunderschöne Erinnerungen, so einen Tag vergisst man nicht“, sagt Wagner.

Kurz nach den damaligen Sommerspielen wechselte Böhm in Wagners 78-kg-Klasse und rüttelte gewaltig an deren Thron: 2022 und 2023 wurde die Böblingerin Europameisterin. Das Verhältnis der beiden Sportsoldatinnen sei „sehr professionell“, sagt Böhm: „Anna und ich trainieren zusammen, machen uns gegenseitig besser. Aber im Wettkampf konzentrieren wir uns beide auf unseren eigenen Weg.“ Wagner geht ihren Weg gelassener, bei der WM sei „natürlich ein Medaillenwunsch da, aber mir ist meine persönliche Leistung wichtiger. Wenn die da ist, kommt alles andere auch.“ Herausforderin Böhm, bislang ohne WM-Medaille, fahre indes „nie zu einem Wettkampf ohne den Willen und den Wunsch, Gold zu gewinnen. Und deshalb ist auch jetzt der Weltmeister-Titel ganz klar das Ziel.“

Und den bräuchte sie wohl auch, um in der Weltrangliste an Wagner vorbeizuziehen und sich den Traum zu erfüllen.
SID

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