In Form bleiben fürs Viertelfinale

von Redaktion

Letztes deutsches Vorrundenspiel bei der Eishockey-WM ohne Druck – Weiterkommen sicher

Wieder eine starke Vorstellung: John-Jason Peterka ezielte gegen Polen sein viertes und fünftes Turniertor. © dpa/Darko Vojinovic

Ostrava/München – Auf dem Sofa kam die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft bei der WM ins Viertelfinale. Wobei: Man sagt das nur so, man meint es nicht wörtlich, es soll ausgedrückt werden: Man musste selber nichts tun im Moment, in dem es entschieden wurde. Bundestrainer Harold Kreis hatte den Spielern den Sonntag komplett freigegeben, er selbst zog sich auch einmal kurz zurück („Ich lese meine Zeitungen“), schickte seine Assistenten Serge Aubin („Geht spazieren“) und Alex Sulzer („Macht Krafttraining“) in deren Freizeitaktivitäten.

Am Sonntagabend war es jedem überlassen, ob und wie er das Gruppenspiel zwischen der Slowakei und Lettland in der Ostrava Arena verfolgte. Es hatte eine Bedeutung für die weiteren deutschen Planungen: Die Letten gewannen ein ziemlich episches Spiel in brechend voller Halle mit 3:2 nach Penaltyschießen. Die Gesamtsituation klärte sich ein wenig: Neben Schweden und den USA hat Deutschland dadurch einen Platz im Viertelfinale am Donnerstag sicher, Lettland ist noch nicht ausgeschieden, kann aber im Fernduell nur noch die Slowakei abfangen. Die Platzierungen in beiden Gruppen und die Paarungen der K.o.-Runde werden sich erst den Dienstag über klären. Dann ist an jedem Spielort, in Ostrava und Prag, noch einmal Dreifachschicht.

Für die Deutschen ist es am wahrscheinlichsten, dass sie in ihrer Gruppe Dritter werden. Das wäre der Fall, wenn in den noch ausstehenden Partien die Favoriten gewinnen – und ein solcher ist man selbst am Dienstag (12.20 Uhr/ProSieben und MagentaSport) gegen Frankreich. Ebenso wie die USA gegen Lettland (16.20 Uhr) und Schweden gegen die Slowakei (20.20 Uhr). Man könnte theoretisch auch noch an den Amerikanern vorbeiziehen oder von den Slowaken überholt werden. Auf jeden Fall ist aus dem letzten eigenen Gruppenspiel gegen Frankreich der existenzielle Druck raus, das Team muss sich nicht mit der Erinnerung belasten, dass es sich kurz vor WM-Start in zwei Tests gegen die Franzosen schwer getan hat (eine Niederlage, ein Sieg nach Verlängerung). Beim neuerlichen Treffen mit dem Nachbarn geht es darum, Form und Selbstbewusstsein zu wahren, die sich im WM-Verlauf aufgebaut haben. Die vergangenen drei Matches wurden gewonnen. Berauscht und klar waren 8:1 gegen Lettland und 8:2 gegen Kasachstan, das 4:2 gegen Polen klang im Vergleich mager, hatte aber auch seinen Wert. „Am Anfang haben wir zu kompliziert gespielt, sind aber stabil geblieben“, sagte Kreis. „Die Mannschaft“, sah er sich bestätigt, „hat eine gute Entwicklung genommen und ist zusammengewachsen.“

Besonders freute den Bundestrainer, dass diesmal seine Arbeiterreihe „den Eisbrecher lieferte“. Alexander Ehl erzielte das 1:0, er sorgt mit Maxi Kastner und Parker Tuomie dafür, „dass unser Spielsystem umgesetzt wird“ (Kreis). Häufig muss die nominell vierte Reihe dem besten Sturm des Gegners entgegentreten. „Es war diesmal unsere beste Reihe“, lobte Kapitän Moritz Müller, „sie hat in jedem Wechsel angezogen und nicht zu verschnörkelt gespielt.“ Ehl wurde als bester deutscher Akteur ausgezeichnet. Angeboten für die Jury-Wahl hätte sich freilich auch JJ Peterka mit einem Penaltytreffer zum 2:0 durch die Beine des Torwarts („Den Trick hatte ich zuvor schon ein paarmal gemacht“) und dem 4:2, das die Mannschaft aus einer kritischen Phase befreite. Als damit zu rechnen war, das deutsche Team würde sich aufs Verteidigen beschränken, brachte Kreis seine Sturmpfeile aus der NHL, Peterka und Lukas Reichel, aufs Eis. „Wir wollten den Vorsprung nicht einfach verwalten.“

Mit den Punkten zehn bis zwölf in der Tasche gab Kreis frei. „Damit wir seelisch und körperlich frisch zurückkehren.“ Am Pfingstmontag erhob sich die Mannschaft zur Vorbereitung auf Frankreich und alles Weitere aus dem Sofa – oder wo immer sie gewesen war. GÜNTER KLEIN

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