Wohin geht sein Blick? Sportvorstand Max Eberl gab sich am Wochenende betont entspannt. © Imago
München – Thomas Tuchel musste in seinem letzten Spiel als Trainer des FC Bayern eine 2:4-Niederlage bei der TSG Hoffenheim schlucken. Aufgrund dieser Pleite blieb den Münchnern nur der dritte Platz in der Bundesliga, sie mussten die Vizemeisterschaft dem VfB Stuttgart überlassen. Dementsprechend bedient war Tuchel nach Abpfiff. Auf Nachfrage, ob er eine Erklärung für die zurückliegende Horror-Saison habe, antwortete der 50-Jährige: „Ich habe eine Erklärung dafür. Aber nicht für die Öffentlichkeit.“ Mit diesen Worten endete der letzte öffentliche Auftritt von Tuchel für den deutschen Rekordmeister.
Nun kann sich der Fußballlehrer ganz auf ein neues Projekt konzentrieren – allerdings müssen noch die Ablösemodalitäten für Tuchel und sein komplettes Trainerteam ausgehandelt werden. Diese waren bisher noch nicht schriftlich fixiert. Die Gespräche sollen diese Woche folgen – und an der Säbener Straße rechnet man nicht mit einem Entgegenkommen Tuchels. Dem Vernehmen nach steht eine Summe in Höhe von zehn Millionen Euro im Raum.
Im Club heißt es: Kein Gerücht stimmt
Während also einerseits der Abgang des alten Trainers noch final abgearbeitet werden muss, gilt die volle Konzentration der sportlichen Leitung freilich der Suche nach einem neuen Trainer. Der Druck auf Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund wächst von Tag zu Tag. Zumal es sich Eberl am Samstag in Hoffenheim nicht nehmen ließ, sich bei der Trainerfrage mal wieder öffentlichkeitswirksam weit aus dem Fenster zu lehnen. „Ein Freund von mir sagt immer, das Beste kommt zum Schluss. Wir werden eine sehr gute Lösung finden“, posaunte er ins Sky-Mikrofon. Offensive Sätze zur Trainer-Thematik, die vor allem wegen vorheriger „Deadline“-Aussagen nicht jeder in der Chefetage glücklich formuliert findet.
Zwischenzeitlich sah es ganz danach aus, als sei der Weg von Roberto de Zerbi nach München frei. Am Samstag gab Brighton & Hove Albion bekannt, dass sich die Wege nach der Saison trotz eines bis 2026 laufenden Vertrags trennen werden. Doch Sportvorstand Eberl, der die Arbeit des Trainers sehr schätzt, schloss dessen Verpflichtung weitgehend aus. „Das zeigt, wie verrückt die ganze Trainersuche ist. (…) Es wurde ja gesagt, er ist es, dann hat er sich zu Brighton bekannt. Roberto De Zerbi hat einen großartigen Job in Brighton gemacht. Für uns bedeutet das nichts“, sagte Eberl in der ARD. Kurios: Dem ZDF sagte er kurz danach auf die Frage, ob er einen Italiener als neuen Bayern-Trainer ausschließen könne, unmissverständlich: „Ja!“ Auch auf erneute Nachfrage bestätigte er diese Haltung. Bleibt die Frage: Wer ist nun der von Eberl angekündigte Mister X?
Wie unsere Zeitung erfuhr, soll es keiner der bisher gehandelten Kandidaten wie beispielsweise Hansi Flick oder Louis van Gaal werden. Stattdessen wird an Trainer gedacht, die eine längerfristige Lösung wären und für ansehnlichen Fußball stehen. Theoretisch würden darunter Namen fallen wie Adi Hütter (AS Monaco), Peter Bosz (PSV Eindhoven) oder Urs Fischer (vereinslos).
Hütter hat sowohl mit Eberl als auch mit Freund zusammengearbeitet und mit Monaco diese Saison den zweiten Platz in der französischen Liga geschafft. Bosz feierte mit Eindhoven sogar die niederländische Meisterschaft. Ein anderer interessanter Name, der mit dem FC Kopenhagen dieses Jahr international für Furore gesorgt hat: Jacob Neestrup. Englische Medien und der italienische Transferexperte Fabrizio Romano nannten auch den Belgier Vincent Kompany (38) vom FC Burnley. M. BONKE, H. RAIF, P. KESSLER