EISHOCKEY

Das Pendel schlägt gegen Deutschland aus

von Redaktion

Zu viel Respekt vor der Schweiz führt zum Aus im WM-Viertelfinale

Die Szene, nach der sich einiges veränderte: Glaubers Kniecheck an Peterka verhalf dem DEB-Team zu Powerplay und Tor. © AFP/JOE KLAMAR

Ostrava – Das Ende fühlt sich dann immer unpassend und traurig an – auch für die, die einen Preis bekommen. Wie John-Jason Peterka, Wojciech Stachowiak und Leo Pföderl, die als die drei besten deutschen Spieler des Turniers ausgezeichnet wurden. Aber sie hätten diese individuelle Bühne und den roten Teppich lieber am Sonntag genossen, nach zwei weiteren Spielen und einem kleinen oder großen Finale. So endete für sie die Weltmeisterschaft bereits am Donnerstag. Im Viertelfinale verlor die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft gegen den Dauer- und Erzrivalen Schweiz in Ostrava mit 1:3 (0:2, 1:0, 0:1).

Der allgemeine Tenor lautete: Man habe am Anfang zu viel Respekt gezeigt. Dominik Kahun, der einzige deutsche Torschütze, sagte: „Wir haben zueinander nach dem ersten Drittel gesagt: ,Das ist doch das WM-Viertelfinale, auf das wir uns gefreut haben.‘“ Doch es stand 0:2. „Dann haben wir uns mehr zugetraut und uns zusammengerissen“, so der Stürmer. „Dann hat man auch gemerkt, dass bei den Schweizern das Gedankenkarussell losging“, berichtete Nico Sturm von seinen Eindrücken. „Aber letztlich war es zu wenig Zug zum Tor, die großen Chancen hatten wir nicht“, analysierte Jonas Müller. Und Kapitän Moritz Müller fasste den Nachmittag wie folgt zusammen: „Wir hätten das Spiel gewinnen können, haben es aber verloren.“ Er schmunzelte leicht gequält.

Ja, dieser Anfang. Erste Strafe nach 13 Sekunden und ein ärgerliches 0:1. Als die Deutschen Überzahl hatten, schenkten sie den Schweizern einen Konter, den Christoph Bertschy über die Schulter von DEB-Torhüter Philipp Grubauer verwertete (8.). Dieses 1:0 bestätigte die Schweizer in ihrem Gefühl der Überlegenheit, Nico Hischier festigte es in der 17. Minute mit dem zweiten Tor. Beim einen deutschen Abwehrmann, Lukas Kälble, brach der Schläger, der zweite, Fabio Wagner, konnte mit einem Spreizschritt nichts mehr retten, Goalie Grubauer lag auf dem Bauch, als es einschlug (17.).

Woran kann man sich klammern nach solch zähen 20 Minuten? Dass das zweite Drittel bisher immer das beste war für die Deutschen 2024? Oder dass man 2021 im Viertelfinale schon mal ein 0:2 umgedreht hatte? Strafzeiten sind es, die eine Partie verändern können. In der 32. Minute fuhr Andrea Glauber dem deutschen Toptorjäger JJ Peterka ins Knie, mit zwei Strafminuten war er da noch gut bedient. Vier Sekunden dauerte es, bis Deutschland in der Überzahl auf 1:2 verkürzte durch Dominik Kahun, den Schweiz-Legionär. Das sorgte für einen Ruck, man kam ins Tempo, Kahun landete kurz danach einen Pfostenschuss, die Schweizer wirkten zögerlicher, nachdenklich. Mit der Schlusssirene des zweiten Drittels musste dann auch noch Sven Senteler runter – Folge unsportlichen Verhaltens, er hatte den Puck, obwohl Schluss war, noch ins Tor geschossen.

Doch Deutschland machte nichts aus den zwei Minuten zu Beginn des letzten Drittels, die man einer mehr war. In den letzten zwei Minuten nahm Harold Kreis Grubauer vom Eis und eine Auszeit. Leo Pföderl ließ sich den Puck abluchsen, Bertschy schoss ihn zum 3:1 für die Schweiz ins leere deutsche Tor. Es war vorbei, und Harold Kreis rechnete das Spiel noch einmal durch: „Ein Tor haben wir in eigener Überzahl bekommen, eines ins Emtpy-Net.“ Irgendwie hätte es nach 60 Minuten auch 1:1 stehen können.

In seinem Fazit meinte Kreis, „dass ich stolz bin auf die Mannschaft, weil sie kämpferisch alles herausgeholt hat“. Das Aber: „Es gibt kein Abo aufs Viertelfinale, Halbfinale, Finale.“ Aber unter den besten Acht war man ja. „Das Minimalziel“, so Kreis, „haben wir erreicht.“ Moritz Müller hatte schon vor der WM gesagt, „dass Kleinigkeiten den Ausschlag geben, in welche Richtung das Pendel ausschlägt“. Diesmal war es gegen sein Team, den Vizeweltmeister von 2023. GÜNTER KLEIN

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