„Es gibt Platz für beide Teams!“

von Redaktion

FOOTBALL Die Bosse der Munich Ravens und Munich Cowboys im Doppel-Interview

München – Schwarzgelbes Oberteil und Cowboyhut. Gerald Meier ist sofort als Repräsentant der Munich Cowboys zu erkennen. Sebastian Stolz trägt zwar keine schwarzen Flügel, aber auch ihn weist der Hoodie direkt als Vertreter der Munich Ravens aus. Meier – Geschäftsführer der Marketing GmbH und Sportdirektor – und Stolz – General Manager – kommen bereits vor dem Interview ins Gespräch. American Football verbindet. Dass es zwischen den Köpfen der zwei großen Münchner Teams einiges zu diskutieren gibt, zeigt die folgende Stunde.

Herr Meier, Herr Stolz, kannten Sie sich bereits persönlich?

Stolz: Nein, aber vor mir stand der Herr mit dem Hut, das fällt halt auf (lacht).

Cowboys, Ravens, Rangers und ein NFL-Spiel, warum ist München als Football-Standort so attraktiv?

Meier: München ist eine Riesenstadt mit einem Rieseneinzugsgebiet und einer gewachsenen Football-Community. Die gibt es aber auch schon seit Anfang der 80er-Jahre und ist ständig gewachsen. Zu den großen Zeiten der Cowboys hatten wir hier auch schon bis zu 7000 Leute im Stadion. Da wollen wir jetzt wieder hinkommen, denn das Potenzial ist da, vor allem bei den jungen Leuten.

Gibt es Kontakt zur NFL?

Stolz: Es gibt generellen Kontakt, aber die NFL ist als Big Player nicht auf uns angewiesen. Umso mehr freuen wir uns über den guten Austausch rund ums Munich Game.

Meier: Die NFL hat natürlich ganz andere Interessen als wir. Der Hype dieser Liga spiegelt sich nicht direkt bei den Cowboys oder Ravens wider.

Trotzdem hat sich die Wahrnehmung der Sportart klar zum Positiven verändert, merken Sie das auch bei der Sponsorensuche?

Stolz: Ja, der Sport ist auch bei den Firmen angekommen. Jedoch sitzt der Euro, wenn es nicht um Fußball geht, nicht gerade locker.

Meier: Es ist ein zähes Geschäft. Wir sind jetzt auch nicht die mega Medienplattform und so wollen wir uns auch nicht verkaufen. Die Cowboys sind ein lokaler Club, der Breiten- und Spitzensport anbietet. Damit sprechen wir auch die Firmen an. Sie können sich authentisch bei einem Klub engagieren, der hier zu Hause ist, so wie sie auch. Aber wir können jetzt nicht zu BMW gehen.

Sind Sie der Überzeugung, dass Platz für beide Teams ist?

Meier: Natürlich ist Platz für beide da. Ich sehe das nicht als Verdrängungswettbewerb. Wenn man ein gutes Produkt anbietet, kommen die Leute, unabhängig von der Konkurrenz.

Wenn sich der Fan nun entscheiden muss, womit wollen die Teams jeweils punkten?

Meier: Das ist eine rein emotionale Sache. Ob es im Stadion genug Essen gibt oder ob die Toiletten sauber sind, ist sekundär. Der Fan identifiziert sich einfach und hat keinen Qualitätskatalog, den er abhakt.

Stolz: Ich sehe es ähnlich. Wenn der Fan da ist, muss er sich einfach wohlfühlen und natürlich muss die sportliche Leistung auch passen. Wir hatten letztes Jahr 50% Zuschauer, die noch nie beim Football waren, die kommen nur wieder, wenn das Gesamtpaket passt.

Stichwort Ressourcen, wie weit liegt man auseinander?

Meier: Ein GFL-Team braucht pro Jahr ca. 500 000€, bei den Ravens rechne ich mit zwei bis zweieinhalb Millionen. Stolz: Die Kosten sind alleine durch die Reisen ganz andere, auch unser Spiel in Nürnberg kostet natürlich. Das bietet aber auch Chancen.

Vor einem Jahr wurde gesagt, dass sich die Ravens nach ihrer ersten Saison mit dem Verhältnis zu den Cowboys beschäftigen, was ist passiert?

Stolz: Wir haben mal angeklopft. Es ist auch etwas zwischen Verband und der ELF passiert, was Transferregelungen angeht. Ausbildungsentschädigungen stehen wir z. B. völlig offen gegenüber. In NRW und Stuttgart sieht man schon, dass es zwischen GFL- und ELF-Teams funktionieren kann.

Meier: Von der Partnerschaft in Stuttgart (Scorpions und Surge Anm. d. Redaktion) habe ich auch gelesen. Da ist mir die Hutschnur geplatzt. Auf der Pressekonferenz wurde null Inhalt vermittelt. Das ist Quatsch und hilft nicht. Hier hat auch noch niemand gesagt, wie eine Kooperation aussehen könnte. Ich weiß nicht, ob der Wille oder die Ideen fehlen.

Stolz: Wir suchen nach Möglichkeiten, wie wir mit Vereinen zusammenarbeiten können. Es ist aber nicht so, dass da die Cowboys Platz eins sind, und dann niemand. Mit anderen Teams wird genauso gesprochen.

Das größte Problem zwischen den Teams waren im vergangenen Jahr die Transfers. Extrem viele Spieler der Cowboys sind zum Nulltarif zu den Ravens gegangen. Wie ist da aktuell die Lage?

Meier: Ich habe da eine klare Meinung. Die Entscheidung liegt beim Spieler. Wenn jemand meint, er müsse die Cowboys verlassen, soll er es tun. Unsere Aufgabe ist es, so attraktiv zu sein, dass die Spieler keinen Grund haben, zu wechseln. Außerdem sind auch Spieler wieder zurückgekehrt, die es bei den Ravens nicht geschafft haben. Stolz: Durch die Ausländerregelung müssen wir mehr nationale Spieler verpflichten, das macht es schwieriger. Auf der anderen Seite glaube ich, dass sich nur so der europäische Football entwickeln kann. Es macht keinen Sinn, dass die deutschen Spieler nur auf der Bank sitzen und den Amerikanern zuschauen.

Interview: Claas Schönfeld

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