In Feierlaune nach der fantastischen Leistung: Giro-Etappensieger Georg Steinhauser (22). © IMAGO
Berlin – Der stolze Onkel gratulierte Georg Steinhauser aus der Ferne. „Meinen Respekt und herzlichen Glückwunsch. Was für eine fabelhafte Leistung, was für ein Erfolg. Du hast es geschafft. Du hast es verdient“, schrieb Jan Ullrich bei Instagram und postete ein Video, das seinen 22-jährigen Neffen beim bislang größten Erfolg als Radprofi zeigte.
Jubelnd riss Steinhauser am Mittwoch auf den letzten Metern der 17. Giro-Etappe die Arme in die Höhe. Überwältigt vom ersten Profisieg bei seiner ersten Grand Tour schüttelte er immer wieder ungläubig den Kopf. Der Traum vom Tageserfolg bei der Italien-Rundfahrt, der selbst dem einzigen deutschen Tour-Sieger Ullrich nicht vergönnt war, hatte sich erfüllt.
„Unglaublich“ war das für Steinhauser. Gar nicht unglaublich hingegen fand es Tadej Pogacar. Der Superstar und Überflieger, der im Rosa Trikot unangefochten dem Gesamtsieg entgegenfährt, lobte Steinhauser in höchsten Tönen. „Er war richtig stark, er hat es sich verdient“, sagte Pogacar über den jungen Deutschen, der schon als Dritter auf der Königsetappe am vergangenen Sonntag seine Stärken am Berg unter Beweis gestellt hatte.
Am Donnerstag waren diese nicht gefragt. Die 18. Etappe nach Padua war eine für die Sprinter. Steinhauser erlebte einen vergleichsweise ruhigen Tag, an dem er das Erlebte und den Weg vom Talent zum Giro-Etappensieger Revue passieren lassen konnte.
Der Radsport ist seit der Kindheit ein fester Bestandteil von Georg Steinhausers Leben – und überhaupt der Familie Steinhauser. Georgs Vater Tobias, der sich beim TV-Sender Eurosport ebenfalls sehr stolz zeigte und von „puren Emotionen“ sprach, war im Jahr 2000 WM-Fünfter. Bei Bianchi und T-Mobile war er ein enger Wegbegleiter Jan Ullrichs, der mit Georg Steinhausers Tante Sara zehn Jahre verheiratet war.
Druck von oben gab es trotzdem keinen. „Mein Vater hat immer versucht, am Boden zu bleiben, hat mich meine Entscheidungen treffen und mich den Sport genießen lassen. Unsere Karrieren liegen weit auseinander, in ganz eigenen Zeitzonen“, sagte Steinhauser nach seinem Giro-Coup bei radsport-news.com.
Über das kleine Kontinental-Team Tirol KTM führte Steinhausers Weg zum US-amerikanischen Team EF Education-EasyPost (mit Sportchef Andreas Klier). Die Grundlage für das Leben außerhalb des Radsports legte er mit einer Ausbildung zum Metallbauer. „Es war mir wichtig, dass er als Jungspund zwischen 18 und 20 auch lernt, wie das richtige Leben funktioniert“, sagte Steinhauser senior.
Bis Georg Steinhauser im Familienbetrieb tätig wird, dürfte es noch eine Weile dauern. Der 1,89 m große Hüne steht gerade erst am Anfang seiner Karriere. „Ich bin sicher, dass das nicht das letzte war, was wir von Georg gesehen haben“, sagte EF-Sportdirektor Matti Breschel.
SID