Mit Guardiolas Segen

von Redaktion

Biograph Perarnau: „Kompany passt perfekt zu Bayern“ – Parallelen zu Pep

„Er kommt Guardiola nahe“: Perarnau über Kompany. © Imago

„Gute alte Bekannte“: Kompany und Sané spielten gemeinsam bei ManCity. © Imago

„Seine größte Stärke ist sein Charakter als Anführer“: Kompany als Trainer in Anderlecht, links neben ihm: Joshua Zirkzee. © IMAGO

München – Mit etwas Abstand betrachtet wirken die Worte von Pep Guardiola doch anders als noch vor drei Wochen. „Ich denke, es ist nur eine Frage der Zeit, und sie werden sich sicher für den Richtigen entscheiden“, hatte der Mann gesagt, der seit seinem Abschied vom FC Bayern im Jahr 2016 auf dem Trainerposten als Maß aller Dinge gilt. Als direkte Empfehlung für die Verpflichtung von Vincent Kompany wirkte das vielleicht öffentlich nicht, und trotzdem kann man sich heute ganz gut ausmalen, was Guardiola damals dachte. Nun, wo sich der Deal zwischen dem FC Bayern und Guardiolas Ex-Lehrling auf der Zielgeraden befindet, weiß man: Den Segen von Guardiola hat der deutsche Rekordmeister – und das ist ja schon mal viel wert.

Dass Kompany „irgendwann“ ManCity trainieren wird, hat Guardiola schon oft prognostiziert. Dass sich der 38-Jährige nun anschickt, womöglich den kleinen Umweg über München zu gehen, klingt nach einem klugen Plan – für beide Seiten. Fragt man nach bei Martí Perarnau, können sich die Bayern auf einen Coach freuen, dessen „Persönlichkeitsmerkmale denen von Guardiola sehr nahe kommen“. Der 69-Jährige weiß, wovon er spricht, schließlich begleitet er Guardiola seit mehreren Jahrzehnten und schreibt an seinem dritten Buch über den Erfolgstrainer. In der Recherche hat er freilich auch Kompany, der zwischen 2016 und 2019 unter Guardiola spielte und dessen Philosophie aufsaugte, kennengelernt – und ist sich sicher: „Er passt perfekt zu den Bayern.“

Es sprudelt regelrecht aus Perarnau, wenn er die Vorzüge des ehemaligen Innenverteidigers aufzählt. Kompany habe einen „starker Charakter“, sei aber „gleichzeitig ein sehr guter Mensch“; er kann „hart sein“, verfügt aber über die „nötige Empathie“; er ist „mutig in seiner Herangehensweise an das Spiel“; dazu arbeite er „analytisch“ und sei „in der Lage, die Lektionen zu lernen, die der Fußball bietet“. Klingt alles perfekt, kann man sich also auf einen „Mini-Pep“ freuen? Perarnau lacht: „Diese Qualifikation muss er noch bestätigen.“ Das Zeug dazu aber hat er. Schließlich war Kapitän Kompany unter Guardiola „der absolute Spitzenreiter in der Umkleidekabine von ManCity“.

Das Phänomen, dass gestandene Spieler in Guardiolas Kader „viele Fragen stellen und sich sogar Notizen zu Trainingseinheiten und Methodik machen“, ist seit Jahrzehnten verbreitet. Perarnau denkt da an Sergio Busquets, Dante, Xabi Alonso und Ilkay Gündogan. Auch Kompany war einer von jenen, der „seine Jahre bei Pep für eine fundierte Trainer-Ausbildung“ genutzt hat. Von einem der Besten seiner Zunft gelernt zu haben, ist, verbunden mit der „größten Stärke“ des Belgiers – seinem „Charakter als Anführer“ –, keine schlechte Kombination. Hinzu kommt die Spielphilosophie, die zum Rekordmeister passt: „Sein Ansatz ist der Angriff, der Ball ist der Mittelpunkt seines Spiels.“ Passend, dass man sich in der Chefetage der Bayern nach dem dominanten Guardiola-Stil zurücksehnt.

Optisch kommt Kompany anders daher als Guardiola, cooler, weniger elegant. Perarnau beschreibt ihn aber als „ernst, streng und vertrauensvoll. Das sind typische Bayern-Eigenschaften“. Dass er den „deutschen Fußball“ aus seiner Zeit beim Hamburger SV (2006-2008) genau kennt und deutsch spricht, sind weitere Pluspunkte, hinzu kommen gute alte Bekannte in Bayern-Reihen. Leroy Sané war sein Mitspieler, Harry Kane sein Rivale. Trotzdem kann sich Kompany mit seiner Fähigkeit, „eine Menschengruppe zu managen“, Respekt verschaffen. Ob der Bayern-Job zu früh kommt? Pernarnau: „Möglicherweise ja, kein Zweifel. Aber es war auch zu früh für Pep bei Barcelona und zu früh für Xabi Alonso bei Bayer Leverkusen…“ Gelächter. Guardiola wurde mit 37 Barca-Coach – und zur Legende.

Er wird, so viel ist sicher, die Bayern ab sofort noch näher verfolgen. Und auch bei ManCity schaut man ganz genau hin. „In Manchester“, sagt Perarnau, „genießt er einen hohen Stellenwert, geschätzt bei den Fans.“ Und sollte Guardiola in den kommenden Jahren aufhören, „wird Vincent sicherlich ein Kandidat sein. Sei es im Jahr 2025 – oder später.“ Ob er dann „der Richtige“ ist, entscheidet sich ab sofort an der Säbener Straße. HANNA RAIF

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