„Nicht vor Bayer in Ehrfurcht erstarren“: Friedhelm Funkels Motto für das Pokalfinale. © dpa
Berlin – Die Völkerwanderung aus der Pfalz nach Berlin ließ auch Friedhelm Funkel staunen. „Wenn man sich vorstellt, dass viele Fans nach Berlin fahren, obwohl sie keine Möglichkeit haben, ins Stadion zu kommen, dann ist das schon Wahnsinn“, sagte der 70-Jährige. Knapp 24 000 Anhänger werden den 1. FC Kaiserslautern im Olympiastadion unterstützen, weitere 10 000 pilgerten ohne Ticket in die Hauptstadt. Drei Monate nach seinem überraschenden Comeback erlebt Funkel im Finale einen „wunderschönen Abschied“.
„Ganz kleine Außenseiterchance“
Und der Pokalspezialist würde die plötzlich doch Besiegbaren von Bayer Leverkusen nur zu gerne ärgern. „Wir wissen, dass wir eine ganz kleine Außenseiterchance haben“, meinte Funkel. Von 100 Versuchen werde der lange abstiegsbedrohte Zweitligist „einmal“ gegen Bayer gewinnen: „Und das ist hoffentlich am Samstag.“ Dann würde der FCK als fünfte unterklassige deutsche Mannschaft kommende Saison international spielen.
Dafür wird Funkel tief in seinem prall gefüllten Erfahrungsschatz kramen. Sowohl als Spieler als auch als Coach stand er bereits je zweimal im Pokal-Endspiel. „Der hat alles erlebt. Der weiß, wie man solche Spiele bestreitet“, schwärmt Mittelfeldspieler Marlon Ritter. Der Trainerroutinier gebe dem Team „Selbstvertrauen“ für solch große Duelle, ergänzte Kapitän Jean Zimmer.
Er werde seinem Team „vielleicht den eine oder anderen Ratschlag“ geben, kündigte Funkel an. Dabei werde er weniger auf seine beiden Endspiel-Pleiten als Trainer der Underdogs MSV Duisburg und Eintracht Frankfurt (jeweils gegen den FC Bayern) eingehen. Vielmehr will Funkel den sensationellen 2:1-Erfolg als Spieler von Bayer Uerdingen aus dem Jahr 1985 gegen die damals schier übermächtigen Bayern als Motivationshilfe in seinen Ansprachen nutzen.
„Wir hatten damals keine Chance, sind aber trotzdem Pokalsieger geworden. Vielleicht wiederholt sich Geschichte“, betonte der 70-Jährige – und fügte hinzu: „Wir werden alles versuchen, um das Unmögliche möglich zu machen. Wir wollen ein schwer zu bespielender Gegner sein.“ Nach dem Klassenerhalt können die Pfälzer das Endspiel vollends genießen.
Nach dem Pokalfinale soll für Funkel Schluss sein. Trotz der enormen Zuneigung der Fans kenne er das Geschäft zu gut, erklärte der gebürtige Neusser: „Im Fußball geht alles rasend schnell. Das wird vergessen, wenn man weitergemacht hätte und der Start unglücklich verläuft. Dann wird es schnell wieder unruhig. Das ist auch ein kleiner Grund gewesen, warum ich mir überlegt habe, diesen Moment zum Aufhören zu nutzen.“ Außerdem müsse er die Akkus aufladen und wolle wieder mehr Zeit mit der Familie verbringen.
Ein kleines Hintertürchen ließ sich Funkel vor dem Pokalfinale offen, für ein erneutes Engagement als Coach müsse aber alles passen. Eigentlich wäre das Finale in Berlin ja ohnehin die ideale Bühne für ein letztes Karrierespiel. „Ganz viel Spaß haben und nicht vor Ehrfurcht erstarren“, gab Funkel als Motto aus: „Wir müssen das beste Spiel der Saison zeigen.“ Damit er im dritten und wohl letzten Anlauf auch noch als Trainer die Trophäe in den Berliner Nachthimmel hieven darf.
SID