München – In seinem letzten Spiel für den TSV 1860 war Bernd Hobsch noch einmal hellwach: Doppelpack beim Bundesligafinale 1998/99 gegen Schalke 04 – eine Art Abschiedsgeschenk für die Fans, die den Stümer für seinen Torriecher feierten (Quote: 18/40). Wie damals üblich erhielt „Hobschi“ zum Abschied einen weißen Porzellanlöwen. Ein kleiner Junge auf der Tribüne fand den womöglich spannender als die neun Tore in einem wilden Spiel (Endstand 4:5). Man schrieb den 29. Mai 1999, und keiner konnte damals ahnen, dass der Spielersohn auf der Tribüne 25 Jahre später selber ein Löwe werden würde.
Was für eine emotionale, fast kitschige Story! Patrick Hobsch, damals vier, heute 29 Jahre alt, tritt in die Fußstapfen seines Vaters Bernd, der ebenfalls 29 Jahre alt war, als er Anfang 1998 beim TSV 1860 anheuerte. Sportchef Edgar Geenen, von Karl-Heinz Wildmoser kurz zuvor verpflichtet, hatte den langjährigen Bremer (1993 bis 97) von Stade Rennes losgeeist. Christian Werner, der aktuelle Sportchef, musste nicht ganz so weit reisen, um Hobsch jr. ein Engagement bei den Löwen schmackhaft zu machen. Dem Vernehmen war auch nicht sonderlich viel Überzeugungsarbeit nötig, denn Hobsch hat richtig Bock darauf, das sportliche Erbe seines Vaters anzutreten. Stürmer wie der Papa, gleiches Eintrittsalter, sogar bei der Rückennummer ist Nostalgie pur. Hobsch jr. hat sich die 34 geschnappt, mit der Papa Bernd für 1860 auf Torejagd gegangen ist.
„Für den TSV 1860 München auflaufen zu dürfen, die Rückennummer, die mein Vater hier in der 1. Bundesliga getragen hat, zu erhalten und damit quasi in seine Fußstapfen zu treten ist natürlich etwas ganz Besonderes“, kommentierte Patrick Hobsch seinen Wechsel vom Rivalen aus der Vorstadt: „Noch wichtiger ist jedoch, dass ich hier meinen eigenen Weg gehen möchte, meine eigenen Erfolge sammle und diesem großartigen Verein helfe, erfolgreich zu sein.“ Auch bei Werner ist herauszuhören, dass ihm Sommertransfer Nummer fünf besonders am Herzen lag. „Patrick Hobsch habe ich schon lange auf der Wunschliste für das neue Löwenrudel“, so der Kader-Renovierer: „Patrick bringt alles mit, was es braucht, um beim TSV 1860 München erfolgreich zu sein. Er ist nicht nur torgefährlich, sondern bringt auch eine sehr positive Einstellung mit. Patrick wird auf und neben dem Platz ein sehr wichtiger Spieler für uns sein.“
Für Hobsch sen. ging es nach seinen eineinhalb Löwen-Jahren in Nürnberg weiter, damals wie heute ein Zweitligist. Auch Hobsch jr. hat den FCN in seiner Vita stehen – in der U 19 war der Club Ausgangspunkt für seine Karriere im Herrenfußball. Die weiteren Stationen: 1. SC Feucht, Seligenporten, Bayreuth, Lübeck, Haching. Jetzt, mit 29, schließt sich der Kreis. Und dass er die Familienstory bei 1860 fortschreiben darf, hat er sich selber erarbeitet. Wer weiß, wie alles gelaufen wäre, hätte Hobsch nicht am drittletzten Spieltag mit seinem Siegtor in Halle den Drittliga-Verbleib der Löwen maßgeblich begünstigt. ULI KELLNER