Trefflich, aber nicht ganz glücklich

von Redaktion

Peterka hätte dem DHB-Team gerne noch mehr geholfen

Fünf Tore in acht WM-Spielen: John-Jason Peterka. © IMAGO

Ostrava – Am Abend ging es dann wieder. Also, er ging wieder. Rund. John-Jason Peterka, deutscher Stürmer, konnte die Treppen in der Ostrava Arena nehmen, hinauf zu den oberen Rängen, um sich dort das Abend-Viertelfinale Schweden – Finnland (1:0 n.V.) anzusehen. In der rechten Hand hielt er einen Humpen Bier, in der linken einen schnellen Sattmacher vom Stadionkiosk. Seine Weltmeisterschaft war beendet, er glitt hinüber in die Freizeit und eine Phase, die er wie folgt ankündigte: „Ein paar Wochen werde ich erst einmal gar nichts machen.“

Zweieinhalb Stunden zuvor war er unten auf dem Eis gelegen, das medizinische Personal eilte herbei, half ihm schließlich hoch, schob ihn zur Spielerbank. Im zweiten Drittel des deutschen Spiels gegen die Schweiz war er rücksichtslos ins rechte Knie gecheckt worden. „Ich chippe den Puck und sehe noch, dass der Gegenspieler auf den Körper geht.“ Dann krachte es schon. Was sind die Gedanken, wenn man durchflutet wird von extremen Wahrnehmungen? „Ich hatte Angst wegen meines Knies, denn es hat sehr wehgetan.“ Der 22-Jährige hatte alle 82 NHL-Saisonpartien mit den Buffalo Sabres unbeschadet überstanden, da brauchte es im letzten Match der Saison nun wirklich keine schwere Verletzung mehr. „Aber der Schmerz ist runtergegangen mit der Zeit. Als der Physio das Okay gegeben hat, dass ich wieder aufs Eis kann, war ich glücklich.“ Nach dem Spiel auf dem Weg zur Kabine sah man ihm aber noch an, was für einen Crash sein Bewegungsapparat erlitten hatte.

Wie 2023, im Vizeweltmeisterjahr, war der gebürtige Münchner der treffsicherste deutsche Spieler. Damals: sechs Tore in zehn Turnierspielen, nun fünf in acht. Sein Status ist auch ein höherer. In Finnland im Spiel gegen Österreich hatte Bundestrainer Harold Kreis den Hochbegabten sogar mal ein Drittel auf der Bank sitzen lassen, weil ihm die Bereitschaft zur defensiven Mithilfe nicht ausgeprägt genug erschien. Nun kam Kreis ohne erzieherische Maßnahmen durch. Seine Wertschätzung für Peterka ist spürbar, er ließ ihn dauerhaft im Paradesturm spielen, schickte ihn in kritischen Situationen aufs Eis.

Peterkas persönliche Bilanz: Ist er zufrieden mit seinem Turnier? „Jein“, erklärt er, „anfangs sind die Sachen nicht reingegangen, und auch heute hätte ich der Mannschaft gerne mehr geholfen, habe aber die Chancen nicht reinbekommen.“ Obwohl er zwischendurch mächtig aufscorte und die Fachwelt mit Tempo und Kreativität begeisterte, deckte sich seine Vorstellung nicht durchgehend „mit den höchsten Ansprüchen, die ich an mich selbst habe. Ich will der Spieler sein, der in solchen Spielen den Unterschied macht.“ Das gelang ihm im Viertelfinale nicht. Trotz aller sichtbarer Anstrengung: Die Haare hingen ihm klatschnass ins Gesicht, in diesem Moment hatte die alles in allem 100-Spiele-Saison ihn bezwungen.

Er steht vor einem „Sommer, für den ich nichts groß geplant habe“. Einziger derzeit sich anbietender Inhalt: „Pause.“ Er ist gerne bei der Familie und den Freunden in München – wo man ihn drei Jahre nach seinem Weggang nach Nordamerika am 27. September wird bestaunen können: Mit Buffalo bestreitet er das Eröffnungsspiel in der neuen Halle.
GÜK

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