Es ist nicht so, als ob Hansi Flick nicht gewarnt wurde. Nach seinem letzten Spiel als Trainer des FC Barcelona raunte Xavi vielsagend: „Der neue Trainer wird keine leichte Aufgabe haben.“ Als Begründung führte er an, dass jedes noch so kleine Problem bei den Katalanen ein Erdbeben auslöse – und sein Nachfolger also ein schweres Erbe antritt.
Dieser Nachfolger wird aller Voraussicht nach Hansi Flick. Laut übereinstimmenden Medienberichten soll der ehemalige Bundestrainer am heutigen Dienstag vorgestellt werden. Seine Anstellung bei den Katalanen ist eine große Chance, birgt aber auch ein enormes Risiko.
Flicks Image ist schließlich angekratzt, nach seinem krachenden Scheitern beim DFB und all der öffentlichen Häme (Stichwort Graugänse) hat der Trainer nicht mehr viel Kredit übrig in der deutschen Öffentlichkeit. Sollte er in Spanien scheitern, wäre sein Ruf wohl endgültig ruiniert. In Barcelona übernimmt er nun einen Verein, der für alles andere außer Kontinuität steht: Allein in den letzten vier Jahren standen fünf Coaches an der Seitenlinie, dazu wird der Club von finanziellen Problemen und internen Machtkämpfen geprägt.
Ist sein Engagement also zum Scheitern verurteilt? Nicht unbedingt, denn Flick genießt in Spanien immer noch viel Wertschätzung. Seine Sextuple-Saison mit dem FC Bayern wird ihm hoch angerechnet, vor allem das 8:2 gegen Barca ist im Gedächtnis geblieben. Und in Robert Lewandowski trifft Flick auf seinen ehemaligen Topstar, der unter ihm den Torrekord von Gerd Müller gebrochen hat.
Außerdem soll Flick zugesichert worden sein, das Team nach seinen Wünschen verstärken zu dürfen. Angeblich soll er Interesse an Joshua Kimmich und Bayer-Shootingstar Jeremy Frimpong haben, als Co-Trainer wünscht er sich demnach seinen Ex-Schützling Thiago Alcantara. So könnte er den Katalanen neues Leben einhauchen. Das ist dringend notwendig für den Verein, vor allem aber für Flick. Er weiß vermutlich selbst, dass sein hohes Ansehen bei den Katalanen mit ein paar Niederlagen schnell bröckeln könnte – dafür reicht schon ein Blick auf seinen Vorgänger Xavi. redaktion@ovb.net