Bitter: Neuer hat einen Virus und ist noch daheim. © IMAGO
Gute Laune zum Start: Bundestrainer Nagelsmann und Sportdirektor Völler. © IMAGO
München – Die Ansage kommt von ganz oben: DFB-Präsident Bernd Neuendorf hat den Triumph bei der Europameisterschaft als Ziel für die deutsche Nationalmannschaft ausgegeben. „Wir wollen, wie jede Mannschaft, das Maximale erreichen“, sagte das Verbandsoberhaupt bei der Eröffnungspressekonferenz im Trainingslager im thüringischen Blankenhain und fügte an: „Das ist auch möglich, das strahlt die Mannschaft aus.“ Seinem Chef wollte Sportdirektor Rudi Völler bei seinem Auftritt freilich nicht widersprechen: „Wir wollen zum Kreis dazugehören, die bis zum Ende dabei bleiben wollen. Wir haben eine Heim-EM, wir sollten den Optimismus haben, bis nach Berlin zu kommen.“
Bundestrainer Julian Nagelsmann hat dazu zuletzt viel telefoniert. Er sprach mit seinen Vorgängern Völler, Joachim Löw und Hansi Flick – und holte sich ein paar Tipps für sein erstes großes Turnier im Amt. „Die Botschaft von allen war, dass man seinen eigenen Weg gehen und an sich glauben soll. Man muss auf sein Bauchgefühl hören und darf sich nicht vom Druck lähmen lassen“, sagte Nagelsmann am Montag.
Der 36-Jährige holte sich vor der Heim-EM (14. Juni bis 14. Juli) aber auch Ratschläge von Trainern außerhalb des Fußballs wie Weltmeister-Coach Gordon Herbert. Der Basketball-Trainer soll bei einem Besuch vor der EM auch noch vor der Mannschaft sprechen. Am Ende aber, betonte Nagelsmann, müsse man seine Erfahrungen selber machen: „Jeder ist ein anderer Mensch. Es gibt da keine Blaupause.“ Doch zu Beginn der Turnier-Vorbereitung ist Bundestrainer Julian Nagelsmann noch zum Improvisieren gezwungen. Zahlreiche Leistungsträger fehlten am Montagnachmittag bei der ersten Trainingseinheit, die im Ernst-Abbe-Sportfeld von Carl Zeiss Jena vor 15 000 Zuschauern stattfand.
Besonders bitter ist die Abwesenheit von Manuel Neuer. Der Torhüter hat sich laut Bundestrainer einen Magen-Darm-Infekt eingefangen: „Daher fühlt er sich noch etwas schlapp. Wir schauen von Tag zu Tag. Ich rechne aber nicht vor Mittwoch mit ihm.“ Schade für Neuer, immerhin verpasste er schon die März-Länderspiele wegen einer Adduktorenverletzung. Die erneute Abwesenheit ändere aber nichts am Status als Nummer eins für die EM, versicherte Nagelsmann. In München sehr gerne gehört.
Neuer-Ersatz Marc-André ter Stegen ist ebenfalls noch nicht beim Team. Der Schlussmann des FC Barcelona erhält noch bis Montag eine Pause und wird somit das Testspiel gegen die Ukraine in Nürnberg verpassen. Barca-Teamkollege und DFB-Kapitän Ilkay Gündogan wird am Mittwoch in Blankenhain erwartet, ebenso wie die Leverkusener Doublesieger Robert Andrich, Florian Wirtz und Jonathan Tah. Die Champions-League-Finalisten Toni Kroos, Antonio Rüdiger, Nico Schlotterbeck und Niclas Füllkrug sollen erst nächste Woche Dienstag ins EM-Quartier nach Herzogenaurach reisen. „Dann sind wir komplett und können aus dem Vollen schöpfen“, sagte Nagelsmann.
Selbst alle Spieler, die von Anfang an in Thüringen dabei sind, können noch nicht vollumfänglich trainieren. Bei Leroy Sané (Schambein), Jamal Musiala (Reizung im Knie) und Aleksandar Pavlovic (Bänderdehnung) wird die Belastung noch dosiert. Sie sollen erst im Laufe der Woche ins Mannschaftstraining integriert werden. „Am Freitag sollen sie normal einsteigen, da müssen wir schauen, wie die Strukturen reagieren“, verriet der Nationalcoach. David Raum (Sprunggelenk) wird sogar erst am Montag einsteigen. Daher standen in Jena nur 15 Spieler auf dem Platz.
M. BONKE, P. KESSLER