Zurück zu den Wurzeln: Bonga spielte im Viertelfinale auch als Spielmacher. © IMAGO
München – Die wirklich wichtigen Fragen sind noch nicht abschließend geklärt. Isaac Bongas Haarfarbe zum Beispiel. Zu Wochenbeginn leuchtete das Haupt des Weltmeisters noch in Blau. Aber so etwas kann sich ja schnell ändern. Vielleicht ja schon am Mittwoch (20.30 Uhr), wenn die Basketballer des FC Bayern gegen die Würzburg Baskets ins Halbfinale und damit in die nächste Stufe ihrer Titelmission einsteigen.
Trainer Pablo Laso sind die Haare seiner Profis naturgemäß ziemlich egal. Gerade Bonga würde er in diesen Tagen vermutlich noch ganz andere „Sünden“ nachsehen. Erst recht nach dieser Viertelfinalserie, in der der 24-Jährige wieder einmal gezeigt hat, welchen Wert er für die Münchner hat.
Kaum einer im Bayern-Kader ist so flexibel einsetzbar wie der 2,03-Meter-Schlacks. Es war der Vorzug, den schon die NBA-Clubs in seinen vier Jahren in Übersee schätzten. Bonga kann sich auf den großen Positionen behaupten. Und zuletzt gab er nach dem Ausfall von Pokal-MVP Sylvain Francisco (Knie) auch phasenweise den Ballverteiler. Und er tat es so gut, dass sich Laso – selbst einst ein versierter Spielmacher – vor ihm verneigte (“Er hat das richtig, richtig gut gemacht“). Wenn man so will, dann ist Bonga einer jener Spieler, die den illustren Münchner Kader zusammenhalten.
Man steht so nicht unbedingt im Mittelpunkt. Aber das kennt Bonga ja schon. Prominentestes Beispiel war die Euroleague-Partie bei Partizan Belgrad, als der vielseitige Guard sein vielleicht bestes Spiel im Münchner Trikot machte – im Rampenlicht stand aber Francisco, der den letzten Wurf zum Sieg versenkt hatte. „Jeder hat von Francisco gesprochen – der beste Spieler war für mich Bonga“, sagte auch Laso.
Wobei der Bayern-Coach gerne seine sonst eher unbesungenen Helden in den Mittelpunkt stellt. So tut er das auch gerne mit Elias Harris und Niels Giffey, seinen Energiebringern von der Bank. Von denen sich gerade Letzterer derzeit als besonders unverwüstlich erweist. Giffey brach sich beim Tete-a-Tete mit der Stirn von Kollege Leandro Bolmaro im vierten Viertelfinale am Freitag die Nase.
Bemerkenswert: Selbst in Ludwigsburg kehrte der Routinier noch einmal aufs Spielfeld zurück. Und auch jetzt war eine Pause nie ein ernsthaftes Thema. Die Bayern ließen für ihn eigens eine Carbon-Maske anfertigen, mit der sich schon am Mittwoch im ersten Halbfinale versuchen wird. „Das wird vielleicht zwei Tage ein bisschen unangenehm sein“, sagte er, „aber das wird sicher kein Problem.“
Gegen eine Würzburger Mannschaft, der eigentlich spätestens seit dem Ausfall von BBL-MVP Otis Livingston gegen Ende des ersten Viertelfinals keiner mehr allzu viel zugetraut hatte. Doch die Franken schüttelten sich nur kurz und kegelten mit zwei Siegen in eigener Halle Titelverteidiger Ulm aus dem Wettbewerb.
Laso war nicht überrascht, und er kennt auch den Grund. „Es ist der Trainer, Sasa Filipovski, der sie dort hingebracht hat“, sagte er, „wir werden mindestens auf dem gleichen Niveau weiterspielen müssen, um zu bestehen.“ Womit der Spanier natürlich vor allem seine Defensive meinte, die nach dem Ausrutscher zum Playoffauftakt zunehmend besser funktionierte. Das Mitwirken von Nick Weiler-Babb, dem Defensivspezialisten, käme ihm gelegen. Doch anders als bei Sylvain Francisco stehen die Zeichen beim Deutsch-Amerikaner weiter eher auf Pause. Aber für solche Situationen hat Laso ja seine Allzweckwaffen. Spieler wie Isaac Bonga. Ganz gleich mit welcher Haarfarbe. PATRICK REICHELT