Florian Wirtz ist zum DFB-Team gestoßen und stieg am Donnerstag ins Mannschaftstraining ein. © Christian Charisius
Festgelege Rolle: Julian Nagelsmann (l.) setzt Joshua Kimmich als Rechtsverteidiger ein. © Imago
Blankenhain – Als sich Deutschland im Jahr 2014 in Brasilien zum Weltmeister krönte, bestand die Hälfte der Startelf im Finale gegen Argentinien aus Spielern des FC Bayern. Namentlich waren das Manuel Neuer, Philipp Lahm, Jerome Boateng, Bastian Schweinsteiger, Toni Kroos, Thomas Müller. Das ungeschriebene Gesetz zu dieser Zeit: Ein eingespielter Bayern-Block ist der Erfolgsschlüssel der deutschen Nationalmannschaft. Zehn Jahre später stehen mit Neuer und Müller zwar immer noch zwei Münchner WM-Helden von damals im Kader der Heim-Europameisterschaft, doch die bayerische Dominanz bröckelt.
Nur noch drei Bayern in der Startelf gesetzt
Mit Neuer, Joshua Kimmich und Jamal Musiala sind nur drei Bayern in der Startelf von Bundestrainer Julian Nagelsmann gesetzt. Selbst Leroy Sané muss sich seinen Stammplatz erst noch erkämpfen. Die meisterliche Achse von Bayer Leverkusen um Jonathan Tah, Robert Robert Andrich und Florian Wirtz ist ebenfalls dreiköpfig und wird von den Real-Madrid-Legionären Antonio Rüdiger und Toni Kroos komplettiert. „Man kommt hier definitiv mit viel Selbstvertrauen an und ein bisschen dieser Gier weiter erfolgreich sein zu wollen“, gibt sich Tah wieder titelhungrig.
Nagelsmann setzt also auf eine Blöckchen-Bildung und erklärt: „Wir brauchen keinen Riesen-Block mit Spielern, die sich kennen.“ Stattdessen sei der Bundestrainer ein Freund von einer Pärchen-Aufteilung auf dem Platz: „Wir versuchen, sie auf ihren besten Positionen zu bringen. Wir können auch Elemente von der Bank bringen, sie können Impulse bringen und haben zum Teil ein blindes Verständnis untereinander.“ Was der Nationaltrainer meint: Wenn er beispielsweise mit Chris Führich als Einwechselspieler die Offensive beleben möchte, kann er sich darauf verlassen, dass sich der Flügelspieler und sein Stuttgarter Teamkollege Mittelstädt ideal ergänzen. Routinier Müller sieht das ähnlich: „Da geht es darum, dass hier Spieler ankommen, die Automatismen mitbringen und funktionieren – nicht um den reinen Bayern-Block. Diese Automatismen, die gerade bei Stuttgart, Leverkusen, Real Madrid oder Borussia Dortmund gut laufen, werden die Jungs dann auch hier mit hinbringen.“
Müller erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass die Bayern-Dominanz in der Vergangenheit nicht immer ein Vorteil bei der Nationalmannschaft war und erinnerte an die Europameisterschaft 2012. Damals wurde Borussia Dortmund bekanntlich in zwei aufeinanderfolgenden Jahren deutscher Meister. Dementsprechend machten sich die BVB-Akteure große Stammplatz-Hoffnungen, die von Ex-Bundestrainer Joachim Löw aber nicht erfüllt wurden. Als Beispiel nannte der Routinier Marcel Schmelzer, der auf Startelf-Einsätze spekulierte – und dann enttäuscht wurde. Das wird jetzt wegen der im Vorfeld geführten Rollengespräche nicht der Fall sein. M. BONKE, P. KESSLER