Ein bisschen meisterlich

von Redaktion

Bayerns Basketballer schlagen Würzburg und rätseln doch über sich selbst

Auch mit vereinten Kräften nicht zu stoppen: Serge Ibaka (am Ball) sammelte 18 Punkte. © IMAGO

München – Im Verlauf von so einer Playoffserie wird ja gerne ein Begriff beschworen. Vom „Momentum“ ist dann die Rede, von jener kleinen Welle, die ein Team zumindest zeitweilig durch die K.o.-Duelle tragen kann. Und so musste sich auch Sasa Filipkovski damit auseinandersetzen, ob seine Würzburger Basketballer nach einer starken Endphase in diesem ersten Halbfinale beim FC Bayern zumindest ein kleines Momentum in Teil zwei am Freitag (20.30 Uhr) mitnehmen. Der Slowene schnaubte da fast verächtlich. „Ach, von so etwas halte ich nichts“, sagte er, „sie waren in allen Bereichen besser. Punkt.“

Ein 91:76 (49:27) nahmen die Münchner am Ende in die erste Halbfinalnacht mit. Vor allem in Halbzeit eins hatten sie sich „sehr solide“ präsentiert, wie Filipkovskis Münchner Widerpart Pablo Laso befand, und Würzburg eine ordentliche Abreibung verpasst. Am Ende wusste man doch auch in Bayern-Reihen nicht so ganz, was von diesem Spiel zu halten war.

Hatte man einfach zu früh abgeschaltet, Kräfte gespart für das nur 46 Stunden später folgende zweite Duell? Mag sein – das Knifflige ist, dass sich derlei Leistungsknicks dann doch wie ein roter Faden durch die Münchner Saison ziehen. Und manchmal geht die Sache ja auch schief, so wie im ersten Viertelfinale gegen Ludwigsburg. „Da haben wir das Spiel auch kontrolliert. Und am Ende verloren“, sagte Laso, der in den Schlussminuten gegen Würzburg entsprechend unruhig durch seine Coaching-Zone tigerte.

Auch bei Isaac Bonga, der sich in Abwesenheit des immer noch geschonten Sylvain Francisco (Knie) teilweise wieder als Spielmacher zeigen durfte, war die Freude über den ersten Schritt in Richtung Finale nicht ganz ungetrübt. „Solche Phasen sind nicht gut“, sagte der Weltmeister, „du musst die Spiele einfach über vierzig Minuten durchziehen.“ Das könnte gerade mit Blick auf ein mögliches Finale noch wesentlicher sein. Gegen Europe-Cup-Sieger Chemnitz oder Alba Berlin (derzeit 1:0) , die Münchner Schwächephasen vermutlich noch konsequenter bestrafen könnten als die personell schwer angeschlagenen Würzburger.

Bonga ist sich jedenfalls sicher: Auch wenn die Formkurve nach oben geht – Meisterform haben seine Bayern noch nicht. „Da muss noch einiges passiere“, betonte er. Vor allem in der Offensive müsse man noch souveräner, dominanter werden.

Tatsächlich erwecken Bongas Bayern den Eindruck, dass sie abgesehen von Phasen der ersten Halbfinal-Halbzeit ihr volles Potenzial noch gar nicht abgerufen haben. Eine Rückkehr von Kreativgeist Francisco und Defensivstratege Nick Weiler-Babb könnte da eine Rolle spielen. Bei beiden zuckt Bayern-Coach Laso mit den Schultern. „Ich hoffe natürlich, dass sie am Freitag spielen“, sagte er, „aber es wird wieder eine kurzfristige Entscheidung.“

Und dann ist da natürlich auch noch 2,17-Meter-Riese Danko Brankovic, der bislang noch keines der fünf Münchner Playoff-Spiele bestritten hat. Für den Kroaten hatte Laso im Schatten des, am Mittwoch erneut bärenstarken Serge Ibaka (18 Punkte) und Devin Booker keine Verwendung. Zumal er mit Elias Harris einen weiteren, in Topform spielenden Mann für die großen Positionen in seinem deutschen Kontingent hat.

Tendenz: Es wird fürs erste bei der Rollenverteilung bleiben. Wie zu erwarten hat Laso sein Ensemble ja generell im Verlauf der noch jungen Playoffs ein wenig verengt. Zum Halbfinalauftakt blieb neben dem auf Abschiedstour befindlichen Nelson Weidemann (wird nach Ulm gerüchtet) auch Niklas Wimberg weitgehend außen vor.

Probleme, die Widerpart Filipkovski vermutlich auch gerne hätte. Der Trainer-Aufsteiger brachte überhaupt nur zehn Würzburger in den BMW-Park mit. PATRICK REICHELT

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