„Real und Kroos? Goldene Kombination“

von Redaktion

Insider Reschke verpflichtete vier der Final-Protagonisten für Bayer – und kennt beide Trainer

Reschke (li.) und Reporter Kessler in London. © Kessler

Letztes Real-Spiel: Toni Kroos. © Soriano/AFP

London – Im Fußball kennt er Gott und die Welt: Michael Reschke. Der langjährige Bundesliga-Manager (u.a. Leverkusen und FC Bayern) und aktuelle Europachef der mächtigen Berateragentur CAA Stellar wird sich auch das Champions-League-Finale zwischen Real Madrid und Borussia Dortmund am Samstag (21 Uhr) im Wembley-Stadion nicht entgehen lassen. Unsere Zeitung traf den Toni-Kroos-Entdecker Reschke zum Interview in London.

Sie haben einst vier aktuelle Finalspieler auf einmal für Leverkusen verpflichtet. Wem drücken Sie die Daumen?

Stimmt. Eine eigenartige Konstellation und natürlich hat das Spiel dadurch eine spezielle emotionale Note für mich. Dani Carvajal, Toni Kroos, Julian Brandt und Emre Can haben wir bei Bayer 04 jeweils unter Vertrag genommen, bevor sie 20 Jahre alt waren. Toptalente zu verpflichten war damals unser Weg und wir waren damit sehr erfolgreich. Alle vier waren sportlich und menschlich Supertransfers, Can und Brandt zudem auch wirtschaftlich sehr gute Verpflichtungen. Ich wünsche allen vieren das Allerbeste, weil ich jeden Einzelnen sehr mag und schätze.

Kroos wechselte 2014 vom FC Bayern zu Real. Sie kamen im selben Sommer als Technischer Direktor nach München. Warum konnte oder wollte der FCB ihn nicht halten?

Solche Entwicklungen passieren im Profifußball. Irgendwie hat die Kombination Kroos-Bayern damals nicht mehr harmonisch gepasst. Für mich war es eine eigenartige Situation. Ich war ja 2009 verantwortlich für seine Leihe von den Bayern zu Bayer 04. Ich hatte im Vorfeld bei Hoeneß und Rummenigge immer wieder nachgehakt, um diese Leihe umzusetzen. Toni hätte sich nach den 18 Monaten in Leverkusen sogar einen Verbleib bei Bayer 04 sehr gut vorstellen können, aber da haben Rummenigge und Hoeneß 0,0 mit sich reden lassen. Und als ich dann 2014 selbst zum FCB gewechselt bin, war die Abwicklung des Kroos-Transfers eine meiner ersten Amtshandlungen. Natürlich habe ich das sportlich sehr bedauert. Für Toni war es gewiss eine goldene Entscheidung.

In der Saison 2016/2017 haben Sie auch mit Real-Coach Carlo Ancelotti in München zusammengearbeitet.

Ein Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle. Weltmännisch, sehr intelligent, natürlich gelassen und einfach ein guter Mensch. Er besitzt ein extrem sensibles Gespür dafür, Topteams zu Erfolgen zu führen und er ist zudem mit allen fußballerischen Raffinessen vertraut.

Sie kennen auch BVB-Coach Edin Terzic bestens. Woher?

Mit Edin hatte ich mal einen sehr interessanten Spaziergang-Austausch und seitdem haben wir regelmäßig Kontakt. Seine Trainerbilanz mit dem BVB ist top, auch wenn es in der Bundesliga diese Saison nicht nach Wunsch lief. Er bietet eine menschliche und fachliche Palette an, die ihn zu einem sehr, sehr guten Trainer macht.

Stimmt es, dass Sie mit Hans-Joachim Watzke noch eine Wette offen haben?

Wir wurden mit Bayer 04 2010/11 Vizemeister vor den Bayern. Lars Bender, den wir ebenfalls mit 19 von 1860 München verpflichtet hatten, spielte eine ganz starke Saison und wurde bei den Bayern als Neuzugang gehandelt. Ich habe damals den BVB in der Saison-Vorbereitung 2011/12 in der Schweiz im Trainingslager besucht. In einem Gespräch erklärte mir Watzke, dass er aus ganz sicherer Quelle wüsste, dass Lars zu den Bayern wechselt. Ich wusste allerdings noch viel sicherer, dass Lars bleibt. Wir haben dann um eine Flasche sehr guten Rotwein gewettet. Die Wettkönigfrage ist ja eindeutig und eigentlich könnte ich Rotwein-Zinsen einklagen. Aber mir ist das ganz recht, denn somit steht der BVB-Chef halt seit Jahren rotweintief in meiner Schuld. Ein weinseliges Gefühl.

INTERVIEW: PHILIPP KESSLER

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