Schließt sich die Wembley-Wunde?

von Redaktion

Elf Jahre nach der FCB-Pleite: Dortmund will gegen Real den CL-Titel

Wird es eine magische Nacht für die Dortmunder? Trainer Edin Terzic (Mitte), Julian Brandt (l.). © IMAGO

Erneut der Schauplatz des Königsklassen-Endspiels: Das Londoner Wembley-Stadion. © afp

Das Siegtor für die Bayern 2013: Bayerns Robben traf in Wembley gegen BVB-Keeper Weidenfeller zum 2:1. © dpa

London – London leuchtet erneut schwarz-gelb, der Gegner erstrahlt wieder allgewaltig. Und selbst Jürgen Klopp kommt noch einmal nach Wembley. Vieles erinnert Borussia Dortmund beim großen Champions-League-Showdown gegen Real Madrid an 2013 – doch der BVB will den Pokal diesmal selbst mitnehmen. Eine elf Jahre alte Wunde wäre am Ende einer wundersamen Reise geschlossen.

„London is calling – again!“, sagte Sportdirektor Sebastian Kehl, der 2013 noch als Spieler gegen den FC Bayern verloren hatte. „Wir haben eine Rechnung offen: In diesem Stadion. In dieser Stadt. In diesem Endspiel.“ Wembley II! Sie alle, die da am Freitag von rund 200 Fans mit Applaus am Flughafen verabschiedet wurden und voller Zuversicht in den Sonderflieger EW1909 stiegen, bekommen an diesem Samstag (21.00 Uhr/ZDF und DAZN) ihre zweite Chance. Mats Hummels. Marco Reus. Hans-Joachim Watzke. Nuri Sahin. Sven Bender.

„Jetzt“, sagte Reus vor seinem allerletzten BVB-Spiel, „müssen wir auch gewinnen. Sonst wäre es scheiße.“ Die Dortmunder Ikone hofft, ihren goldenen Abschied zu bekommen – jenen, der Toni Kroos, dem fünfmaligen Champions-League-Sieger, bei Real somit verwehrt bliebe. Wann er das Siegtor schießen werde? „70. oder 89. Minute“, sagte Reus mit einem Augenzwinkern.

Borussiafühltsich wohlinder Außenseiter-Rolle

In der Ecke des klaren Außenseiters hat es sich die Borussia längst gemütlich gemacht. „Madrid ist der haushohe Favorit, aber das ist genau das, was wir lieben“, sagte Clubboss Watzke und verwies auf die Niederlage von Bayer Leverkusen im Europa-League-Finale. „Schauen Sie sich an, was gerade in Dublin passiert ist! Atalanta Bergamo hat gespielt, als wäre es das letzte Spiel ihres Lebens. Das ist es, was man tun muss, um zu gewinnen.“ Der Titel, sagte er, „würde mir alles bedeuten“! Bekanntlich hat Real, der „Champion der Champions, der absolute Endgegner“, wie Trainer Edin Terzic die Königlichen nennt, noch nie ein Champions-League-Finale verloren. Die letzte Niederlage in einem großen Endspiel gab es 1983, als Terzic ein halbes Jahr alt war. Aber: „Einmal ist immer das erste Mal“, meint Watzke.

Mit dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt oder dem Triumphzug vor Hunderttausenden über den Borsigplatz will sich allerdings noch niemand beschäftigen. Das BVB-Motto: Ruhig bleiben, Kontrolle bewahren, ganz nach Terzics Leitmotiv: Spielt einfach Fußball.

So reden sie es sich also seit Tagen ein. „In einem Spiel, in 90 oder 120 Minuten, kann diese Mannschaft jeden Gegner schlagen“, versichert Terzic, der versuchen muss, im mystischen Tempel des Fußballs den alten Fuchs Carlo Ancelotti auszucoachen. Gelingt es,, wäre es der Himmel auf Erden für Team, Trainer und die BVB-Fans. „Ich kann ich mir gar nicht vorstellen, was am nächsten Tag in Dortmund los wäre“, sagt Reus.

Mehr als 400 000 Tickets für Wembley hätte der BVB verkaufen können, Tausende Fans werden über das 25 000er-Kontingent hinaus beim Finale in den Pubs sitzen, zittern und beten – dafür, dass man den brandgefährlichen Vinicius Junior stoppen kann. Dafür, dass Niclas Füllkrug eine Chance gegen Antonio Rüdiger bekommt. Dafür, dass es irgendwie reicht. „Wir haben die Möglichkeit, etwas für die Ewigkeit zu schaffen“, sagt Terzic.
SID

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